Ungebändigt . . ungezügelt rafte diefes Ungetüm durch die 
Nacht. 
In feinem Bauche faßen viele Pilger . . . einige fatt, ohne Sehn= 
fucht, andere mit brennender Sehnfucht in der Seele; einige mit 
leichtem Herzen, andere mit kummergefurchter Stirne. . . 
Der müde Pilger, der Andere, mit der brennenden Sehnfucht, 
der Andere, mit der kummergefurchten Stirne, hielt mit liebe= 
voller Gebärde ein Buch, in dem er nicht las. Seine Augen fahen 
über das Buch hinaus. .. irgendwohin, wo in feurigen Lettern 
Itand: 
„Iwa no Hirne! Du Perne! Du Lichte!” 
Der müde Pilger träumte: 
„Wann war es doch, als ich dich zum lebtenmal vorübergehen — 
vorüberfchweben fah? Dein Fuß fchien die Erde nicht zu be= 
rühren, du Leichte! Dein fchwarzes Haar umwallte die freie Stirn. 
Du nahmft mit deinem Auge den müden Menfchen alle Laft und 
in mein Leben brachit du ein mit dem Ungetüm des Föhnwinds, 
wenn er durch den Vormärz ftreicht. .. .” 
Der Schnellzug wartete auf Anfchluß. Auf dem Geleife nebenan 
itand ein Zug, der in wenigen Minuten in entgegengefebter 
Richtung in die Welt hinausfahren mußte. 
Der müde Pilger träumte: 
„Einit vor langen Jahren ” 
Seine Blicke itreiften das gegenüberliegende Waggonfeniter, 
wo hinter trüben Scheiben ein Weib faß. 
Weiche braune Augen fingen feinen Blick auf und ein leifes, 
fehnendes Lächeln hufchte über ein zartes Frauenge ficht. 
Ihre Blicke konnten fich nicht mehr trennen. 
Gedanken, Wünfche und Sehnfucht zogen ihre Fäden hin und 
her, vom Einen zum Andern.. . 
Der müde Pilger fühlte: 
„In wenigen Sekunden zwingt uns eine Gewalt auseinander, 
über die wir nicht Herr find; ein höheres Müifen. .. Und nie 
mehr werden wir uns in die Augen fehen können.” 
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