11
teil), sondern nur vom Weg „des Künstlers“ zum Kommunismus.
Darum werden kommunistische Künstler nicht nur Minderheiten,
sondern Ausnahmen sein — solange nicht völlig neue Gesell
schaftsbeziehungen geschaffen sind.*)
Der bisherige Verlauf der russischen Revolution hat uns unter
anderem gelehrt, wie wichtig für das revolutionäre Proletariat es
ist, seine Propaganda überall dorthin za tragen, wo gesellschaftlich
notwendige Arbeit geleistet wird — wenn auch diese Arbeit Bür
gerprivileg ist (wie z. B. die auf medizinischen, technischen, organi
satorischen Gebieten). Da keine Gemeinschaft oder Nation von
heute auf morgen ihre ästhetischen Gewohnheiten, ihren Ver-
gnügungs- und Unterhaltungsbetrieb ablegt, ist die Kioistproduk-
tion notwendig. (Es wäre unverständlich optimistisch zu glauben,
sie würde jemals überflüssig.) Zweifellos wird das Proletariat
diese wie so viele andere bürgerliche Arbeiten selbst leisten müssen.
Zunächst wird es indessen auch die geeigneten bürgerlichen Ele
mente heranziehen, denn wenn die proletarische Macht auch prole
tarischer Kunst und Kultur den Weg öffnet — es dauert lange, bis
er zurückgelegt ist. Während dieser Uebergangszeit (Jahre?, Jahr
zehnte?) muß ein großer Teil der ursprünglich für die Bourgeoisie
arbeitenden Künstler in den Dienst des Kommunismus gestellt
werden.
Die anarchischen Neigungen des Künstlers machen es vielen
unter ihnen leichter als anderen Existenzen, die Ideologie des Bür
gertums abzulegen und sich, von der Phantasie unterstützt, mit den
Ideen des revolutionären Proletariats zu befassen. Meist bleibt es
indessen bei dem platonischen Akt der Kenntnisnahme, bestenfalls
des wohlwollenden Verständnisses — denn weiterzugehen müßte
zum Bruch mit den bürgerlichen Kunsthändlern und -kaufern,
mit den Instanzen der Öffentlichkeit führen, hieße den Ast ab
sägen, auf dem man sitzt oder zu sitzen gedenkt. Die Revolution
wird aber von Menschen getragen, die von vornherein auf keinen
Ast sitzen oder zu sitzen erhoffen. So bekennen sich vorläufig, weil
es nicht opportun ist, nur verhältnismäßig wenige Künstler, denen
Erkenntnis gleichbedeutend ist mit der Pflicht zum Bekenntnis, zur
revolutionären Arbeiterschaft und bemühen sich, die proletarische
Ideologie zur Basis ihres Wirkens werden zu lassen.
*) Wenn hier vom Künstler gesprochen wird, so ist stets der pro
duzierende Typus gemeint. Der reproduzierende Künstler wird mehr oder
weniger den hier angeführten Verhältnissen oder aber den Gesetzen unter
worfen sein, die für die politische Entwicklung der Saison-Arbeiter aller
Kategorien gelten. Der Leser wird unschwer beurteilen können, wie weit
auf die verschiedenen Schichten der reproduktiven Künstler sich vorliegende
Ausführungen anwenden lassen.