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war: nichts von alledem ist im März 1922 zu spüren. Die Straßen
des März 1922 hallen wider von dem Valutageschrei einer wieder selbst
sicher gewordenen Borgeoisie; in die Häuser und Wohnungen der
Arbeiter zieht immer unerträglicheres Elend ein. Der Wagen der deut
schen Wirtschaft gerät immer mehr ins Schwanken. Die Preise springen
in die Höhe, als seien sie Akrobaten und zur Belustigung da.
Der März 1922 hat keine große proletarische Bewegung er
zeugt. Auch die Angst der deutschen Bourgeoisie vor einem neuen
Ansturm proletarischer Märzmassen, die gewiß und in weitem Umfange
da war — war nicht überlaut; nur einige beschäftigungslose Angestellte
des Polizeipräsidenten Richter versuchten es wieder einmal, als Retter
der Gesellschaft in Aktion zu treten.
Und doch trägt dieses Jahr vielleicht entscheidungsreichere Stunden
im Schoße als je ein anderes:
In diesem März denken die deutschen Arbeiter an das, was
war: an die, die hingemordet wurden und starben für die
Sache der Befreiung; an die, (die hinter Festungsmauem und Ge
fängnisgittern den Tag erwarten, da ein neuer Märzsturm die
Kerkermauem niederbricht. In diesem März denken die deutschen Ar
beiter an das, was ihnen bevorsteht: wachsende Not, grinsenderes
Elend, Arbeitslosigkeit und Hunger.
Werden sie stark genug sein, äbzuschüttdn die Knechtschaft, ab
zuschütteln die Tempelschänder, die Bonzen und die Parteigewaltigen,
die ein immer wilder sich gebärdender Kapitalismus in unverhüllte An
betung zwingt? Wird es gelingen, die Ketten zu zerbrechen, den
Kleinen und den Verzagten im eigenen Lager neuen Atem ednzublasen?
Zu überwinden den Unglauben und mit neuen Erkenntnissen den neuen
Kampf zu beginnen?
Die Hoffnung bleibt bestehen: es wird ein neuer März,
ein März der Erfüllung kommen.