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behaupten wird — der Bauer aber hat noch keine Initiative entfalten können.
Jeder Schritt, den er nach vorwärts tun will, um dem Arbeiter nachzufolgen, zerrt
ihn tiefer in den Sumpf. Er stößt auf den reichen Bauern, er kollidiert mit dem
geistigen Vorurteil in sich selbst, in der Familie und in der Umgebung, die Besitz
verhältnisse von Grund und Boden sind ihm als ein unantastbares Heiligtum ein
gewurzelt, der Kollektivismus im Erdulden zwar ihm angeboren, fällt ihm als
Arbeit noch schwer — seht diesen in sich zerquälten, von jahrhundertelanger Unter
drückung geschwächten Menschen straucheln und zusammenbrechen unter dieser
Last. Keuchend unter der Last sich immer wieder emporheben, schwanken und
umsinken. Das ist der Ausdruck der gegenwärtigen Katastrophe in Sowjetrußland.
Der geringste Anstoß, den Zwang zur Initiative einzulullen, hat genügt, die Kata
strophe herbeizuführen. Die Dürre in den Frühsommermonaten, ungeheure Heu
schreckenschwärme in der Zeit, als die spärliche Ernte beginnen sollte, bereiteten
die Epidemien vor und beschleunigten den Zusammenbruch. Die Katastrophe trat
deshalb so blitzschnell ein, weil die ersten Nachrichten bei dem psychischen Ge
samtzustand der Bauern in den Nachbargouvernements eine Erstarrung, gleich wie
eine Schreckenslähmung hervorriefen, die die Wirkung der Mißernte wie im Fluge
über 19 Gouvernements verbreitete. Jede Hilfe aus eigener Initiative mußte ins
Stocken geraten, der ganze Organisationsapparat kam zum Stillstand. Die Kata
strophe, die in der Form einer Epidemie über die Wolgagebiete niederging, zeigt
ihre Auswirkungen bis in die fernsten Teile des großen Rußland. Eine neue un
geheure Belastungsprobe für die Regierung der Arbeiter und Bauern, für die Dik
tatur des Proletariats erzwang die sofortige Lösung dieser Aufgabe. Jeder Nerv
des politischen und wirtschaftlichen Lebens wurde getroffen.
Man muß das begreifen, ehe man sich ein Urteil über den häßlichen Zank um
die Hungerhilfe bilden kann.
Der Klassengegensatz im Dorf.
Die Todeszuckungen des bankrotten Imperialismus haben dem Arbeiter die
Erfahrung beigebracht, daß das Gemeinsame im Allmenschlichen der Menschen
untereinander vorläufig nur in den Büchern steht. Nur die naiven Gemüter ver
mögen noch zu glauben, daß in der Tat von allen Menschen gewissermaßen auto
matisch dorthin Hilfe gebracht wird, wo die Hilfe mit der Erhaltung des Lebens
von vielen Millionen Menschen davon abhängig ist. In Wirklichkeit ist es eben
nicht so. Die Wirklichkeit ist rauher. Es herrscht noch überwiegend das kapita
listische Prinzip in der Welt, und wo es gestürzt ist, wuchern seine Ueberreste.
Ihr Verwesungsgestank lähmt die Initiative zur vollkommenen Befreiung. Viel
fach stehen die Menschen eben noch unter dem Tier. Die gegenseitige Hilfe im
Tierreich ist keine Fabel mehr, sie ist von Wissenschaftlern, Tierpsychologen und
Naturforschern als ein Lebensgesetz in einwandfreier Weise bestätigt worden. Die
Menschen sind noch nicht so weit, obwohl ihre organische Anlage danach drängt.
Erst der Sieg der Arbeiterklasse wird diesen Grundinstinkt der Menschen freilegen.
Man soll das nicht verschweigen: der Klassengegensatz im Dorfe gerade in
den Hungergebieten ist auf die Spitze getrieben. Die Macht des Proletariats in
Rußland wird durch den ökonomischen und politischen Zuschnitt des Dorfes nicht
charakterisiert Der größte Teil der Bauern, die den Anschluß an die Front der
Arbeiterklasse vollzogen haben, befindet sich in den Reihen der roten Armee oder