Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

W i 11 y N o v a k würde sein Leben austauschen 
für eine Stunde der Meisterschaft Renoirs. 
Wüsten, der nach traditioneller Art kompo= 
niert, ist ein Kenner vom Standpunkt der Farbe. 
Seine religiösen Szenen sind pathetisch. 
Von Alfred Sohn^Rethel ein angenehmes 
Stilleben, materialschön und koloristisch fein. 
ArnoldTopp stellt eine sehr freie goethisch 
empfundene Komposition aus. »Die Sonne 
ist groß und sinkt« und es gelingt ihm, nicht ins 
Lächerliche umzuschlagen. 
Von Gleichmann, einem geschickten und 
geistreichen Zeichner, haben mich die seltsamen 
Pferdekarikaturen angezogen. Faistauer hat 
Goya gesehen und erinnert sich daran. Nauen, 
ein fruchtbarer Maler, baut sehr üppig robuste 
Stilleben, ohne sich zu fragen warum, noch wie. 
Kokoschka, der eine Berühmtheit in seinem 
Lande sein soll, interessiert mich unendlich 
weniger als Anita Ree, deren Gestalt einer 
jungen Frau die Nachbarschaft eines Derains 
aushalten würde.*) 
*> Anm. d. Red. Von Deutschen und Deutsch-Öster» 
reichern waren auf der Ausstellung folgende Künstler 
RUSSLAND UND POLEN 
Ich habe schon weiter oben gesagt: die hier 
vertretenen Russen und Polen beleuchten nicht 
genügend den gegenwärtigen Zustand der Ma= 
lerei in diesen Ländern. Was diese Slaven 
von allen anderen Völkern unterscheidet, ist eine 
gewisse poetische Exaltation, ein naiver schran 
kenloser Lyrismus. 
Von Kißling, der mit den Jahren und durch 
Arbeit vielleicht ein sehr großer Maler wird, 
fesselt uns heute eine schöne und mächtige Meer 
landschaft. 
Zawadzinsky, ein Pole, sowie Vera Tar- 
kof, ein Russe, sind liebenswürdige Blumen^ 
vertreten: Ahlers-Hestermann, Julius Bretz, Burchartz, 
Drexel, Dülberg, Eberz, Ernst Max, Gleichmann, Grosz, 
Hartmann, Heuser, Hompel, Janssen, A. Kaufmann, J. 
Kaufmann, Paul Klee, May, Mense, Morgner, Nauen, 
Ewald Olszewski, Ophey, Pfeiffer, Radziwill, Scharff, 
Schulze, Sohn-Rethel, Tank, Teichelt, Thesing, Topp, 
Uzarski, v. Waetjen, Wüsten,- Faistauer, Harta, Ko 
koschka, Kolig, Kubin, Nowak und Oppenheimer. Aus 
wahl und Einschätzung der deutschen Künstler beweisen, 
daß der Schweizer Kunstreferent, dem wir hier das Wort 
geben, der deutschen Kunst gegenüber, recht unsicher ist. 
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