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Das Klee-Buch. Von Leopold Zahn. <Verlag Kiepen-
heuer, Potsdam.)
Idi mag eigentlich Kunstbücher nicht. Sie werden ja doch
meistens geschrieben, weil der Verfasser ein sehr kluger
und witziger Mann ist und uns dieses nun zeigen möchte.
Es fragt sich aber, ob Bescheidenheit nicht viel klüger ist!
Das war der Grund, der mich ein wenig ängstlich auf ein
Buch über den Paul Klee und seine Kunst warten ließ.
Nun liegt es vor mir,- Leopold Zahn, der dem Meister
nabesteht, hat es geschrieben. Es ist ein einfaches und gar
nicht eitles Buch, nur da kompliziert, wo es Klee selber ist.
Sehr viel wird der selbst zitiert. Wir werden dieser sen
siblen Gemütsstruktur nabegebracht und hören aus seinem
eigenen Munde manches erklärendeWort, z.B. in dem gut
gewählten Tagebuchauszug. Indes uns Zahn die Entwick
lung des Meisters vom Zeichner phantastischer Grotesken
bis zu seinem »Kosmischen Bilderbuch«, wie der Verfasser
trefflich die gesamte letzte Schaffensperiode Klees kennt,
demonstriert. Wir wollen nun nicht glauben, der Autor
habe keine eigenen Gedanken über das Schaffen dieses so
viel Befeindeten. Er nimmt es sogar sehr ernst damit, geht
tief auf den Urgrund des schöpferischen Quells und weiß
klug die wesentlichsten der Gründe zu finden. Sehr schöne
Stellen aus Laotse sind auf Klee bezogen von tiefem Sinn,
Zahn bringt sie uns. Auch weiß eres gut herauszuarbeiten,
wie die Malerei Klees eine typisch deutsche ist in ihrer
Gedanklichkeit und einem rein geistigen Wollen. Dieses
wiederum entschuldigt auch den Verfasser, wenn er oft
allzusehr ins Gedankliche, Metaphysische (dessen Klärung
dem Deutschen eben vor allem wichtig) abschweift und wir
vielleicht einige eingehende Worte über die Qualität des
rein Malerischen vermissen. Dieses Buch aber ist ein er
freuliches Dokument — und das erte — für diesen unseren
großen Meister, von dessen Bildern es eine Unzahl in guten
Reproduktionen mit sich führt. Helmud Kolle.
EingelaufeneBüdher.
Hugo Zehder: Kandinsky. Verlag Kaemrfierer,
Dresden.
Otto Grautoff: Die neue Kunst. Verlag Karl Sigis
mund, Berlin.
Otto Grautoff; Französische Malerei seit 1914.
Mauritius-Verlag, Berlin.
Gustave Coquiot: les independants 1884—1920.
Ollendorf, Paris.
Oeuvres de l'ecole franc^aise moderne (Katalog
der Versteigerung Leonce Rosenberg in Amsterdam
am 22. Februar 1921).
Dr. Friedrich Bie; Ästhetische Weltanschauung
im XIX. Jahrhundert. Julius Boltze, Freiburg 1921.
Prof. Dr. F. Rachfahl: Don Carlos. Julius Boltze,
Freiburg 1921.
SerneriZumblauenAffen. P. Steegemann, Hannover.
KlabundiMarietta. P. Steegemann, Hannover.
Engerth: Schwabinger Köpfe. P. Steegemann, Han
nover.
NOTIZEN
Die Neue Kunst und die Deutschen
Städte <Ein Nachtrag)
JENA
Jena hat seit etwa zehn Jahren einen Kunstverein, der
es mit den neuen Erscheinungen der Kunst bekannt machte.
Die Künstler der Dresdner »Brücke« waren es vor allem,
die durch die Freundschaft E. L. Kirchners mit dem Jenaer
Archäologen Botho Graef frühzeitig zu Jena Beziehungen
gewonnen. Botho Graef, der leider auch ein Opfer des
Krieges ward, hat zu einer Zeit als für einen Kunsthisto
riker noch recht viel Mut dazu gehörte, durch populäre
Vorträge viel zum Verständnis der Neuen Kunst beige
tragen. Seine damals mehrfach heiß befehdete Meinung
wirkte trotzdem so nachhaltig, daß man noch heute nichts
anderes gelten läßt, als den vor zehn Jahren von ihm in
erster Linie geschätzten Künstler: Kirchner und die Brücke,
Nolde, Munch, Haller und dessen Nachfolger. Die Bilder
wurden sogar gekauft.
Der Kunstverein brachte es dank der Initiative des
Herrn Dr. Grisebach ziemlich frühzeitig — meist durch
Stiftungen von Künstlern — zu einer recht schönen Samm
lung, die Bilder von Kanoldt, Erbslöh, Kirchner, Heckei,
Nolde (aus dem Nachlaß Graef), Hodler, Amiet, Gia-
cometti umfaßt — August Macke, der auch durch persön
liche Beziehungen mit Jena verbunden war, vermittelte dem
Kunstverein ein Bild von Franz Marc und gab ihm zwei
seiner eigenen Bilder. In den letzten Jahren kamen noch
Stiftungen von Albert-Bloch, Stuckenberg und Gleich
mann u.a. hinzu, von Campendonk konnte ein Bild käuf
lich erworben werden. — Der wertvollste Besitz des Kunst
vereins die Botho Graef-Gedächtnisstiftung, enthält bei
nahe lückenlos Kirchners graphische Werke — vom Künstler
ständig ergänzt — das vielleicht jetzt zum ersten Male
in Deutschland in dieser Vollständigkeit vorhanden ist.
Trotz allem hat der Kunstverein eigentlich kein Publikum.
Von den etwa 3—4000 Intellektuellen, die die Universi
tätsstadt bevölkern, sind etwa 120 Mitglieder des Kunst
vereins. Vielleicht 40 davon besuchen ihn, 20 schätzen
hn, solange es sich nicht um jüngste Kunst handelt —
dann geht vielleicht ein halbes Dutzend mit. Das Interesse
der Studenten war im Kriege sehr viel reger als jetzt, die
Politik nimmt sie offenbar zu stark in Anspruch. Be
sonders niederschmetternd war die Verständnislosigkeit
und der Boykott der »Kunstfreunde« gegenüber der großen
Kleeschau, die trotz weitgehendster Aufklärungsversucfae
in Jena fast keine Wirkung übte. Das gleiche galt früher
für Marc, heute für Bloch-Chagall-Molzahn-Stuckenberg-
Schrimpf-Gleichmann-Feininger und so viele andere. Bei