Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

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ÜBER DEN WERT DER KRITIK 
CEine Rundfrage an die Künstfer) 
PAUL KLEE {WEIMARS 
IS antworte auf Ihre Rundfrage: 
ad I: {Erkennen Sie üBerkaupt die Kompetenz des Laienkritikers an?J 
Kompetenz gißt es üßerßaupt keine. Aßer irgend eine wesentfiSe Persöniicßkeit kann Wert* 
voiies zur Kunst Beitragen. 
ad II: CWefcße Kritik schätzen Sie höher ein: Die Laienkritik oder die Künstierkritik?J 
Wenn schon Kritik sein muß, dann Bitte keine Eachkodegen. Aber sie muß niSt sein, 
ad III: {Besitzt die Kritik Einfluß auf das Publikum ?J 
Die kommerzieffe Tragweite gehe iS zu. 
ad IV: {Gfauhen Sie an eine erzieherisSe Wirkung der Kritik?J 
In ganz sektenen Eäden ja. 
ad V: {Haßen Sie der Kritik wertvolle AufsSküsse über siS selbst zu verdanken ?) 
Aufschlüsse niSt, aber ein paar Make die Anregung miS in fremder BetraStung gespiegekt 
zu sehen. 
ad VI: {WefSer Kritiker hat Zutreffendes über Ihr SS affen gesagt?) 
Hausenstein, Däuhker, Zahn, von Wedderkopp, auS geistige MensSen ohne öjfentbiSe 
Geltung haben anregend auf miS gewirkt. Aber beide Heike gehen und nehmen zugkeiS, dies 
möSte iS hei aikem Dank für diese Wenigen niSt unbetont fassen. 
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KUBIN {Z WICKLED V 
Auf so ein gewiStiges Thema wie es „Der Wert der Kritik” wäre, einzugehen, mang e kt mir vor akken 
Dingen die Zeit, denn es gäbe hier so vieke pro und contra, daß sie mir mit knapper Beantwortung 
dieser Tragen niSt erkedigt wären. - Meine Arbeit wurde ja seit je überwiegendgünstig und aufmunternd 
hesp roSen, dennoS hatte iS nur an Leistungen von ungewöhnfiS stark kritisS Begabten Vergnügen. ~ 
AuS keidensSaftkiSe Ahkehnung hatte iS in vieken Täkken besonders zu Anfang meines Auftretens, sie 
hat miS stets interessiert. - Ganz unverständige Urteile haben miS aber immer in ihrer meist hämisSen 
Art verhetzt. AuS wenn iS sehe, daß sie die Werke von Kollegen treffen, tut mir das weh - na SS fuß. 
OTTO GLEICHMANN {HANNOVERS 
Über den Wert der Kritik soll iS einiges sagen, iS, der iS von dem Unwert der Kritik überzeugt 
hin. Weder die „Laien* ”, noSdie „Künstler ”=Kritik kann dem Künstler, der seinem inneren Muß fokgt, 
sSaden noS nützen: das Werk triumphiert! In der Stunde des SSajfens, die einsamste, die ein MensS 
erheben kann, fäkft akkes, aber auS akfes, was von dieser Weft ist {unddie akkgemeine Kritik ist von dieser 
Wekt/J ins NiSts zurüS, und es erfofgt die Heimkehr in die Volkkommenheit. SSaffen ist zeitweifige 
Einkehr in die Volkkommenheit. Ein Künstfer, der sein Ohr fremder Meinung öffnet, hört auf das 
Wesen zu vernehmen, hört auf, Künstker zu sein. IS g kau he daher niSt, daß irgendeine „Kritik” für 
den wahrhaftigen Künstker und sein Werk irgendwekSen Nutzen haben kann. 
Zugegeben: rein praktisS genommen, kann die öjfentfiSe Kritik zeitweise {aber auS nur zeitweise.) 
von Bedeutung für das Aufkommen des Guten oder Minderwertigen sein. Ihre Macht auf die Meinung 
des Puhkikums, das siS von Zeitungen nährt, ist nicht zu untersSätzen. Aber im großen, ganzen reiSt 
diese MaSt doS nur von heute auf morgen, dann wird- wundersam f~ auS dem B finden akkes offenbar. 
Daß die Kritik so häufig unsiSer, fafsS und daher wertfos ist, kiegt daran, daß sie in die Zeit ver* 
striSt ist und nur RiStung und Mode sieht. ~ 
Nur der, der über den Tag hinaus zu sehen vermag, der sefhst das Zentrum in siS Birgt, hat Be* 
reStigung über Kunst zu sSreiben. Nur er hat, wie die Kunst sekhst, Endgüftiges zu sagen und wird 
niSt „Kritik” im ühfiSen ühken Sinne gehen. Auf ihn hören - wenn auS niSt bemerkbar ~ doS alke
	        
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