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Geffert, Christian, Fürchtegott, Fahefn, mit
hoforierten Hofzschnitten von R. Seewafd,
Fritz Gurfitt, Berfin 192o. Druch hei
Otto v. Höften, Berfin. In drei Ausgaben.
Seewafd, Richard, Biere und Landschaften
mit Zeichnungen vom Verfasser, Fritz
Gurfitt, Berfin, lf)21.
In der Geschichte der neueren Buchillustration sind die
vom Maler Seewald illustrierten Bücher bemerkenswert
als Übergangserscheinungen, als Werke einer Zeit, die
sich abwendet von der rein stimmungshaften Wiedergabe
seelischer Emotionen, die von neuem Verbindung sucht
mit dem körperlich Wesenhaften und Tatsächlichen der
sichtbaren Welt, wenn sie diese auch letzten Endes doch
immer wieder nur als Symbol, als Epiphanie metaphy»
sischer Wahrheiten zu schätzen vermag. Daß hier der
bildende Künstler nicht etwa eigenwillig sich außer die
Zeit stellt, sondern mit der Dichtkunst sich eins weiß,
braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden, hier wie
dort scheinen wir in einer Entwicklung befindlich, die ober»
flächlich gesprochen, als Reaktion auf genugsam ausge
kostete Stimmungsmalerei wieder Tatsächliches im Sinne
einer neuen Handlungsfreudigkeit zu bringen gewillt ist.
Man freut sich wieder an der Tat, an Abenteuern und
Reisen, an Märchen und Sagen, die in Erinnerung an eine
schönere und unmittelbarere Aufnahmsfähigkeit in der
Jugend auch dem durch das Leben abgestumpften Geist
oft mehr zu bieten vermögen, als tiefgründige oder ästhe-
tizierende Romane der ausgehenden Dekadenz. Um die
Illustrationen, die Seewald zum Robinson des Defoe
<Goltzverlag, München 1920), gezeichnet hat, richtig be
urteilen zu können, ist es vielleicht notwendig, sich wieder
in die Jugendzeit zurückzu versetzen, denn nicht anders ist
dieses von soviel Tausend Knabenherzen glühend mit
erlebte und beneidete Schicksal eines Schiffbrüchigen ganz
zu verstehen, wo nur Erlebnis ist und nur Handlung, wo
jedes Detail auf innig mitfühlendes Verständnis rechnen
darf. In diesem Sinne sind die Zeichnungen, die Seewald
in der Einsamkeit des molino del Brume bei Askona an
fertigte, wundervoll, wenn auch nicht gleichwertig, weil
sie trotz aller naiver Versenkung in das Abenteuerliche
des Stoffes diesen doch stellenweise noch zu sehr vom
Standpunkt des Erwachsenen gesehen haben. Bei manchen
Bildern ist die Situation vielleicht noch zu impressionistisch
erfaßt oder zu sehr nur angedeutet, wo der Knabe auch auf
das nebensächliche Detail, das seiner Phantasie entgegen
kommt, Wert legt. Herrlich ist, um nur eines zu nennen,
die Darstellung des Schiffbruchs in der Schilderung des
Schreckens einer Katastrophe, die sich an den felsigen
Riffen einer einsamen Insel in fernem Meere vollzieht.
Die verwendete Tiemann Fraktur paßt sich im allge
meinen den Illustrationen recht gut an,- wenn nun das
Satzbild der einfachen Ausgabe trotzdem nicht ganz be
friedigend wirkt, so liegt dies vor allem an dem zu schmalen
weißen Rand und an der nicht immer glücklichen Vertei
lung der Zeichnungen im Satzbild — Einwände, die nicht
verschwiegen werden sollen, da gerade dieses Buch, das
zu den besten Illustrationswerken der letzten Jahre gezählt
werden darf, das strengste Maß verlangt. Der Kalbleder
einband der teuren Ausgabe von FriedaThiersch in München
ist außerordentlich geschmackvoll und technisch einwandfrei
ausgeführt, weniger gelungen erscheint mir dieFarbenzu-
sammenstimmung von Lederrücken und Buchdeckel der
einfachen Ausgabe, auch die Vignette auf der Vorderseite
wäre meines Erachtens besser fortgeblieben. Leider wird
dieses köstliche Buch, soweit es überhaupt noch erreichbar
ist, wohl zum größten Teil in die wohlbehüteten Schränke
der Bibliophilen verschwinden und nur selten das Auge
eines Jungen ergötzen, wenn er nicht von guten biblio
philen Eltern ist.
Penthesilea, Trau erspiel von Heinrich von Kleist
mit 31 Lithographien von R. Seewald. Goltzverlag,
München, 1917.
Man kann Theaterstücke auf zweierlei Art illustrieren,
sei es, daß man die Dichtung begleitend Bilder in den Text
fügt, die den Phantasien des Dichters bildlichen Ausdruck
verleihen, und formal wie inhaltlich enge mit dem Dicht
werk verbunden sind, sei es, daß man das Theater in den
Vordergrund stellend, Kostüm- und Szenenbilder an den
Text schließt. Seewald hat die erste Art der Illustration
gewählt. Er hat es verstanden, durch ganz leichte, rokoko
haft anmutige Zeichnungen, die wie zwischen den Text
hingestreute und mit diesem innig verbundene Ornamente
wirken, dem Leser anmutige Abwechslung zu bieten. Auch
die ganzseitigen Illustrationen halten immer formal wie
inhaltlich den Zusammenhang mit dem Text aufrecht.
Leider wird die graziöse Leichtigkeit ihres Linienschwunges
allzusehr durch eine etwas schwere Kolorierung gemindert.
P. Vergili Maronis Bucolica Ecloga I —X mit
30 Lithographien von R. Seewald. Georg Müller,
München, 1919.
Francis Jammes, Der Hasenroman mit Litho
graphien von R. Seewald. Kurt Wolff Verlag, München.
Der arme Heinrich mit Lithographien von R. See
wald. Einhorn Verlag, Dachau.
Wer jemals die Katakomben Roms durchwanderte oder
die Sarkophage des 3. bis 6. nach christlichen Jahrhunderts
in Ravenna oder Arles betrachtete, dem sind die Symbole
durch die das frühe Christentum seine heiligen Mysterien
darzustellen pflegte, geläufig,- er wird an sie erinnert, wenn
er die Bucolica des Vergil, die Seewald mit Lithographien
versah, durchblättert und — eine genügende klassische
Bildung vorausgesetzt — auch lesen kann. Virgil ist nicht
der Einzige unter den heidnischen Dichtern, bei denen sich
die dem Transcendenten und einer neuen Heilslehre zu
neigende Gemütsverfassung des ausgehenden Altertums
in geheimnisvoller und oft unbewußt scheinender symbo
lischer Art ankündigt.
Buchtechnisch wäre der Vergil einwandfrei, wenn man
nicht für die ganzseitigen Lithographien ein Papier gewählt