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Aus Defoe Robinson, illustriert von Seewald. Goltzverlag München
hätte, dessen gelbliche Farbe und fast kartonartige Struk
tur sehr schlecht mit den Textseiten zusammengeht.
Alles irdische Leben ist Seewald ebenso wie den alten
Christen nur Gleichnis des himmlischen und hat nur als
solches metaphysische Bedeutung. Weinlese und Fischfang,
das Lamm und der Lebensbaum werden ihrer irdischen
Existenz entkleidet und erscheinen als tief innerlich erlebte
Expressionen eines gläubigen Herzens. Noch näher aber
als das Christentum einer Zeit und eines Völkergemisches,
das in seiner damaligen Entwicklung und Weltanschauung
doch noch zu sehr mit dem alten Orient verbunden er
scheint, steht unserem Herzen heute die fast die exsta
tische Frömmigkeit der Welt um den heiligen Franz.
Wohl kein bildender Künstler hat die demütige Liebe des
Heiligen von Assisi zu aller Kreatur aus verwandtem
Herzen so tief begriffen und so sehr auch zum Inhalte
seines eigenen Erlebens gemacht wie Seewald, kein Künstler
wäre auch imstande gewesen den Hasenroman von Francis
Jammes in ähnlich kongenialer Weise zu illustrieren wie er.
Christian Fürchtegott Geliert, Fabeln mit kolo
rierten Holzschnitten von Seewald. Fritz Gurlitt,
Berlin, 1920.
Richard Seewald, Tiere und Landschaften.
Fritz Gurlitt, Berlin, 1921.
Seine beste Leistung aber hat Seewald mit den Holz
schnitten zu Gellerts Fabeln, seinem letzten größeren gra
phischen Werk, hervorgebracht. Hier handelt es sich nicht
mehr wie bei den bisher besprochenen Büchern um Illu
strationen eines Textes schlechthin, sondern um Bild
beigaben, die sich ganz ebenbürtig neben die Fabeln Gel
lerts stellen. Die fest gefügte Komposition, die bedeutende
Ausdruckskraft dieser Bilder — man sehe sich daraufhin
das herrliche Blatt zur Fabel vom Einäugigen und vom
Lahmen an — machen diese Holzschnitte zum Reifsten im
graphischen Werk Seewalds. Typographisch außerordent
lich wirksam sind die reizenden Initialen, die in ihrer Art
im modernen Buchschmuck ganz einzig dastehen.
Als Frucht eines Aufenthaltes in Italien erscheint bei
Gurlitt künstlerische und poetische Ergebnisse eines italie
nischen Aufenthaltes. Neuerdings bekräftigt hier Seewald
sein künstlerisches Bekenntnis zur Liebe, die auch die un
vernünftige Kreatur und gerade diese besonders einschließt.
Guido Kaschnitz.