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BELGIEN
Hin Kunstskandal
Belgien besitzt einen Kunstskandal, der sich
nickt in den Kreisen der Kenner und Einge^
weihten abspielt, sondern bis tief in die Schichten
des einfachen Volks die Gemüter in Erregung
hält. Gegenstand des Skandals sind 14 ZeicH
nungen religiösen Inhalts, die der flämische Maler
Albert Servaes für die Karmeliter Kapelle
Luythagen bei Antwerpen entworfen hat und
die dort in der Form von Kreuzwegstationen
an den Wänden angebracht werden sollten.
reich — eine wütende Hetzkampagne gegen die
Werke abgespielt, an deren Spitze derLöwener
Theologieprofesser Kanonikus Lemaire stand.
Dieser schrieb in einem Brüsseler Blatte: »Der
Christus, der hier dargestellt wird, ist ein Schim
panse und diese Malereien sind nicht Werke
eines Christenmenschen sondern die Werke
eines Teufels.« Es sind also religiöse Beweg
gründe, derentwegen man ästhetisch gegen die
Werke angeht und ihre Ausweisung aus der
Bestimmungskapelle durchgesetzt hat. Daß sich
Albert Servaes
Stationsweg XII: Jesus am Kreuze gestorben
Nachdem jedoch die Bilder aufgehängt waren,
traf vom Karmeliterordensgeneral in Rom der
Befehl ein, daß sie schleunigst wieder entfernt
werden müßten. Sie stehen jetzt zwecklos in
einem der Bibliotheksräume des Klosters auf
gestapelt.
Zwischen diesen beiden Entwicklungsab
schnitten hat sich — und wie man sieht erfolg-
auf die Seite des Künstlers sehr bedeutsame
Persönlichkeiten stellten, half nichts. Lemaire
sammelte 240 Namen unter eine Protestliste, die
nach Rom ging, und womit der dortige Pater
Laurent Janssens dem Karmelitergeneral solange
in den Ohren lag, bis das Verdikt erfolgte.
Seitdem ist in Belgien alles andere als Ruhe
eingekehrt. Zeitungen veranstalten für und