Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

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BELGIEN 
Hin Kunstskandal 
Belgien besitzt einen Kunstskandal, der sich 
nickt in den Kreisen der Kenner und Einge^ 
weihten abspielt, sondern bis tief in die Schichten 
des einfachen Volks die Gemüter in Erregung 
hält. Gegenstand des Skandals sind 14 ZeicH 
nungen religiösen Inhalts, die der flämische Maler 
Albert Servaes für die Karmeliter Kapelle 
Luythagen bei Antwerpen entworfen hat und 
die dort in der Form von Kreuzwegstationen 
an den Wänden angebracht werden sollten. 
reich — eine wütende Hetzkampagne gegen die 
Werke abgespielt, an deren Spitze derLöwener 
Theologieprofesser Kanonikus Lemaire stand. 
Dieser schrieb in einem Brüsseler Blatte: »Der 
Christus, der hier dargestellt wird, ist ein Schim 
panse und diese Malereien sind nicht Werke 
eines Christenmenschen sondern die Werke 
eines Teufels.« Es sind also religiöse Beweg 
gründe, derentwegen man ästhetisch gegen die 
Werke angeht und ihre Ausweisung aus der 
Bestimmungskapelle durchgesetzt hat. Daß sich 
Albert Servaes 
Stationsweg XII: Jesus am Kreuze gestorben 
Nachdem jedoch die Bilder aufgehängt waren, 
traf vom Karmeliterordensgeneral in Rom der 
Befehl ein, daß sie schleunigst wieder entfernt 
werden müßten. Sie stehen jetzt zwecklos in 
einem der Bibliotheksräume des Klosters auf 
gestapelt. 
Zwischen diesen beiden Entwicklungsab 
schnitten hat sich — und wie man sieht erfolg- 
auf die Seite des Künstlers sehr bedeutsame 
Persönlichkeiten stellten, half nichts. Lemaire 
sammelte 240 Namen unter eine Protestliste, die 
nach Rom ging, und womit der dortige Pater 
Laurent Janssens dem Karmelitergeneral solange 
in den Ohren lag, bis das Verdikt erfolgte. 
Seitdem ist in Belgien alles andere als Ruhe 
eingekehrt. Zeitungen veranstalten für und
	        
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