Benin, Afrika. Bronzegruppe. l / 4 nat. Gr. Museum für Völkerkunde, München.
Vergl. Münchner Jahrb. d. bild. Kunst 1911, p. 147
Menschen, ein Schwirrholz zaubert Geister hervor, unerschöpflich der Born der Geheimnisse.
Und aus unterirdischen Tiefen quellen die Gesichter wieder hervor als tausend wühlende Dämonen,
entlocken Stein und Holz seltsam verschlungene Ergriffenheit. Der Erdball speit Götter. Aus
Fieberträumen dampfen allnächtlich Märchen. Aus Bäumen ticken die Ahnen. Amulette schützen
den alogischen primitiven Menschen. Das Seelische haftet an allen Dingen wie der Tau. Die
Überspannung gefühlvoller Kräfte, psychischer Motive schafft den Animismus und die Magie,
Zaubermittel, Tänze, Idole, Riten in Gebärde und Prozession, bemalt die Oberfläche äußerer
Dinge. Affektiver Kausalitätstrieb, Verkettung innerer Reflexe drängt den Exoten zur »Kunst«,
einer Manipulation, die mit unseren armseligen kunstästhetischen Formulierungen nichts zu tun hat.
Den Kunsthistoriker empfindet man hier als übles Beiwerk, da ihm die Anteilnahme an innere
Geschicke in diesen Sphären versagt bleibt, die Unzulänglichkeit des Berichterstatters erscheint
einfältig, da ihm die Eigenheit, der Resonanzboden für psychische Anschauungsweisen abgeht.
In der »schönen« Holztrommel, in der »interessanten« Maskierung, in dem »expressiven« Tanz
stab schlummern Ausdeutungen, Beziehungen, komplizierteste Gedankenreihen, die dem zünf*
tigen Historiker allenfalls zum »symbolischen« Akt werden, die geheime Verbindungslinie jedoch
bleibt ihm in seiner letzten Tragweite verschlossen. Solange die psychologische Struktur des