Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

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Katze, schmiegt sich weich durch all ihre Bilder. Und 
allen gemeinsam ist die Eleganz und Feinheit der 
Linie, dasTänzerische der Form, wie wir es besonders 
bei Juliette Roche-Gleizes finden, deren Bilder von 
exotischer Phantasie strotzen. Sie ist das modernste 
Temperament und ihren jüngst erschienenen Gedicht- 
band: »Demi-cercle« könnte man wie einen Katalog 
vor der Betrachtung ihrer Leinwand benutzen. 
Etwas abseits ihrer Welt, durch die kubistische 
Schule hinein- und hinausgegangen steht Maria Blan- 
chard, der sich augenblicklich das große Interesse der 
Kritik zugewandt hat. Aufsehen erregte im letzten — 
übrigens sehr blassen — Salon des Independants ihre 
»Konfirmantin«. Sie ballt die Form mit Zucht und 
Gewalt und das Schwarz-Weiß ihrer Bilder hat Ma- 
netsche Leuchtkraft. Die Bilder Marie Blanchards 
sind von einer ganz unfranzösischen Mystik, was 
sich wohl aus ihrer spanischen Abkunft erklären läßt. 
Mit Marie Blanchard kommen wir zu einer andern 
Gruppe von Künstlerinnen, die zwar in Paris ar 
beitend und von Paris inspiriert, doch ein fremdes 
Element in sich tragen. 
Es sind die Russinnen Natalie Gontscharowa, 
Sonja Delannay-Tuk, Chana Orloff, Wassiliew, die 
Polinen Alice Halitzka und Mela Mutes und die 
Schweizerin Alice Bailly. Während die Französin 
ganz französisch bleibt, wenn sie auch aus den tro 
pischen Kolonien kommt, wie Valentine Prax, ist die 
Fremde expansionsfähig und allen Einflüssen zu 
gänglich. Sonja Delannay-Tuks Kunst trägt Spuren 
des Futurismus. Flalitzka und Bailly sind die Ex 
pressionisten der Gruppe. Halitzkas Malerei zeugt 
von großen Vorstudien. Ihre Gestalten sind kon 
struiert, sie schaltet mit dem Licht nach innerem 
Gesetz und nicht nach der äußeren Erscheinung. 
Auch Alice Bailly kommt es darauf an, in großer 
Präzision die Fläche eines Bildes nicht nur zu be 
malen, sondern aufzuteilen. Originell sind ihreWoll- 
malereien. 
Wassiliew ist eine ironische Puppenmutter. Sie 
hat alle Pariser Künstler in ihrem Marionettentheater 
versammelt und mit Stoff und Wolle meisterhaft den 
Charakter jedes einzelnen karikiert. 
Mela Muter ist in großer Einfachheit eine starke 
Bejaherin der Natur geblieben. Kein Ismus hat 
sie der Wirklichkeit untreu werden lassen. Ihr Henri 
Barbusse und ihr Raymond Lefebre, wie alle ihre Por 
träts, sind von männlicher Kraft und Wahrhaftig 
keit. 
Natalie Gontscharowa hat sich besonders durch 
ihre Bühnenkompositionen einen Namen gemacht. Im 
Verein mit Larionow hat sie an der Ausstattung 
des berühmten russischen Balletts gearbeitet. Beide 
haben der modernen Theaterdekoration und Ko 
stümkunst neue Wege gewiesen. Märchenhaftes 
Altrußland in seiner grotesken bäuerlichen Primi 
tivität und die Farbenglut alter Glasmalereien wech 
seln ab mit Propellerflügeln und geometrisch zuge 
schnittenen Kleidern. 
Die einzige Bildhauerin in Paris, eigentlich eher ein 
Bildhauer, ist Chana Orloff. Ihre frühere Plastik war 
ganz im expressionistischen Stil gehalten: Deformation 
der Glieder, Durchgeistigung des Ausdrucks. Ihre 
jüngsten Werke auf der letzten Pariser »Russischen 
Ausstellung« von 1921 bewiesen ihre große Kraft 
und versprechen dieser bedeutenden Frau eine füh 
rende Stellung. Claire Go 11. 
Sammlung für ein Baudelaire^Denkmal 
Im Luxemburgpark, gegenüber dem Denkmale 
P. Verlaines, soll dieses Jahr eine Gedenkstatue für 
Ch. Baudelaire aufgerichtet werden. Um die erfor 
derlichen Gelder zusammen zu bringen, hat sich ein 
internationaler Ausschuß geformt, an d&sen Spitze 
der Holländer Ebed. van der Veugt, Herausgeber 
der in Paris, London, New-York erscheinenden 
Monatsschrift »Le monde nouveau« steht. In Hol 
land hat sich ein örtlicher Unterausschuß unter Bei 
tritt bekannter Schriftsteller gebildet. 
F. M. H.
	        
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