Er erkannte mit einemmal das Eigentliche seiner Bestimmung, er sah den Weg frei, bisher Un
ausgesprochenes in befreiende Form zu bringen und damit die Qual innerer Spannung zu ver
mindern. Die naturalistischen Grundlagen blieben. Es blieben die Elemente des Ausdrucks und
die traditionelle Vorstellung des Raumes. Neu wurde der inneren Wandlung entsprechend Ver=
teilung und Potenzierung vorhandener Akzente. Abstraktion und Synthese bestimmen fortan
den Aufbau des Bildes. Der Naturalismus des vergangenen Jahrhunderts hat auf die Darstellung
der Unmittelbarkeit des Erlebens wenig Wert gelegt. Die Natur, entweder der reinen Synthese
verschiedener Eindrücke unterworfen oder im blitzartigem Erfassen des Netzhautbildes wieder
gegeben, wirkte hier geklärt, dort zufällig immer aber höchst mittelbar und dadurch geschwächt.
Beckmann, wie ein großer Teil der neuen Generation Deutschlands überhaupt, sucht Wirkung,
nicht Klärung, Aufregung, nicht Beruhigung. Er erkannte, daß sich die Unmittelbarkeit des Er=
lebnisses durch Wiedergabe der Vision, sei diese auch noch so sehr von unanfechtbaren künst
lerischen Erwägungen geleitet, niemals zum Ausdruck bringen lasse. Erst die Übersteigerung
kompensiert die Realität der Erscheinung, ersetzt die Dynamik wirklichen Erlebens. Die Deform
mation tritt in ihr Recht und wird zum absichtsvollen Mittel gesteigerter Eindringlichkeit. Man
wird an Grünewald erinnert, vor allem aber an Hans Multscher, an den auch sonst Thema und
Komposition besonders der religiösen Bilder Beckmanns gemahnen.
Das Zurücktreten der sinnlichen Erscheinungswelt zugunsten des gesteigerten Verlangens nach
Ausdruck vereinfacht Farbengebung und Linienführung im Hinblick auf gesammelte Wirkung.
Die Palette beschränkt sich fortan auf drei bis vier Farben, die in silbriges Grau eingebettet zu
oft kalter und fast geisterhafter Wirkung zusammentreten. Die Modellierung der Körper erreicht
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