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Christ«, worin der Schmerz mit größter Einfachheit
der Mittel zum höchsten Ausdruck gebracht ist. Einige
Holzschnitte des Holländers Ten Klooster hängen
daneben, der seine Motive meistens in Java gesamt
melt hat und in schönen, geschlossenen Kompositionen,
technisch ausgezeichnet beherrscht, ausarbeitet. James
Ensor ist mit drei älteren Radierungen vergegen*
wärtigt, die kein richtiges Bild von seinem Schaffen
geben. Von Permeke gibt es einige Aquarelle, wozu
ein Blatt mit Volkstypen gehört, die charakteristisch
sind. Weiter notierten wir Radierungen von A Schotei,
unter denen besonders eine als »Obstgarten« im
Katalog angezeichnet, bedeutend ist/ Holzschnitte
von Frank und von van der Stok, beide Holländer,
die in dieser Technik Gutes erreichen.
Marie Tak van Poortvliet.
POLEN
Der polnische Formismus
Neue Richtungen in der polnischen Kunst machten
sich noch vor dem Kriege bemerkbar, wurden aber
vom Publikum — als etwas Exzentrisches — nicht
beachtet. Das Publikum wußte kaum etwas über
die neuen Strömungen in der plastischen Kunst im
Auslande. Und so vergingen ein paar Jahre, bis einige
junge Künstler, bewußt ihrer Ziele, im Jahre 1918,
selbständig als »Expressionisten« auftraten und der
jungen Kunst den Weg ebneten. Das Schlagwort
»Expressionismus« genügte ihnen nicht, weil sie nicht
direkt von dieser Richtung kamen und ihr künstle*
risches Wissen aus allen neuen und alten Strömungen
schöpften. Sie eigneten sich zwar die Erfahrungen
der Futuristen, Kubisten und Expressionisten an,
verwerteten jedoch ihre Errungenschaften durchaus
individuell, gingen weiter, entdeckten die so lang
brachliegende polnische Bauernglasmalerei und Veit
Stoß, und auf der Suche nach neuen Formen nannten
sie sich »Formisten«. Und als solche traten sie im
Herbst 1919 auf. Die ersten Künstler dieser Richtung,
deren Zentrum Krakau ist, sind: Chwistek, Czy*
zewski, Hrynkowski, Niesiolowski, die Brüder Pro*
naszko, Winkler, St. Ign. Witkiewicz und August
Zamoyski. An diese Gruppe gesellten sich: Henryk
Gotlib, Lille und die Warschauer: Wasowicz, Wit*
kowski, Zaruba u. a.
Gleichzeitig entsteht spontan in Polen eine zweite
Genossenschaft junger Künstler »Bunt« <»Der Auf*
rühr«) mit eigenem Organ »Zdröj« <Der Born). Diese
Zweiwochenschrift <sie ist soeben eingegangen und
wird künftighin als Quartalschrift erscheinen), deren
Mitarbeiter sich »Expressionisten« nennen, pflegte
hauptsächlich den Holzschnitt und die Künstler dieser
Richtung gingen von der Voraussetzung aus, daß nur
eine neue Geistigkeit, nur neue Inhalte eine neue
Kunst schaffen können. Die markantesten Künstler
dieser Richtung sind: Hulewicz <auch Dichter), Sko*
tarek, Szmaj, Dolzycki, Swinarski u. a. — Die For*
misten dagegen haben ihre eigene Monatsschrift »Die
Formisten«, die in Krakau erscheint und der neuen
Kunst und Literatur gewidmet ist.
Und jetzt einige Worte über die Künstler:
Leon Chwistek, der auch der erste Theoretiker
der ganzen Bewegung war und neulich eine wissen*
schaftliche Studie über die »Vielheit der Realität«
veröffentlichte, machte sich in seinen ersten Bildern
die Erfahrungen der Futuristen zunutze, verwertete
jedoch ihre technischen Errungenschaften ganz selb*
ständig. Seine »Schlacht« erinnert ein wenig an Se*
verini und stellt die Bewegung als Ding an sich dar.
Es werden hier auch interessante Malprobleme gelöst.
Seine späteren Werke atmen eine heitere, optimistische
Weltanschauung, wenn man von Weltanschauung
bei einem Künstler sprechen darf, der bewußt nach
Überwindung jedweden »Inhaltes« in der Kunst strebt
tind zur Schaffung eines neuen Stiles schreitet. Das
Seiende in einer eigenartigen Form wiedergegeben
<die Stadt, Fabrikstadt, Huhn und Henne, Damen*
porträts) ist das Thema, das Chwistek variert. Er
ist weniger Maler als Zeichner und interessieren ihn
besonders Formprobleme, die neben Farbproblemen
alle neuen Künstler absorbieren. Der Formismus
ist wieder einmal Rückkehr zur reinen Malerei, der,
nach Chwistek, eine neue Realität, nämlich die der
Vorstellung <im Gegensatz zur Realität des Eindrucks
im Impressionismus) entdeckt und gestaltet hat.
Tytus Czyzewski gehört zu den hoffnungs*
vollsten, initiativsreichsten Formisten. Kubist noch
vor Matisse und Picasso <ein kubistischer Christus*
köpf entstand noch im Jahre 1905), wandte er sich
nach seiner Rückkehr aus Paris <1910) entschieden
gegen das, was sich im allgemeinen als Kunst breit*
machte. Seit jener Zeit schreitet er mühevoll seinen
eigenen, dornenvollen Weg und ist auf der Suche
nach einer Form für die vom Dinge erlöste Farbe
und Linie. Er ist der abstrakteste Künstler der
ganzen Gruppe, und zwar nicht nur als Maler, sondern