Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

DIE ARCHE 
Von der Wißbegierde des St. Bürokratius 
<Zwei Dokumente) 
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München. 
Betr. Statistik des Warenverkehrs,- Anmeldeschein 
für die Ausfuhr einer Oi iginaENegerplastik (Holz). 
Zu meinem Bedauern kann ich Ihnen 
den Hersteller der Neger*Plastik nicht mit 
Namen nennen,- er hat das Kunstwerk 
nicht signiert. Es ist ein Neger vom Da* 
homeystamm, der schwerlich in einem euro* 
päischen Adreßbuch aufzufinden ist / auch 
über seine Geburts* und Lebensdaten bin 
ich nicht informiert. Es kann sein, daß er 
noch lebt,- es kann sein, daß er am Rhein 
steht/ es kann aber auch sein, daß er be* 
reits verspeist ist. 
Hochachtungsvoll! 
gez. Hans Goltz. 
GRAPHISCHE MAPPEN 
GEORG EHRLICH, 10 Lithographien zur Bibel. 
O, C. Recht Verlag München, 1921, <100 nume* 
rierte Exemplare, dazu 15 vom Künstler hand* 
kolorierte Vorzugsmappen.) 
Unter den jungen Graphikern Österreichs ist der 
W iener Georg Ehrlich zweifellos der Hervorragendste. 
Er verdankt diese Stellung sowohl einer außerordent* 
liehen natürlichen Begabung, als auch — und dies ist 
in Wien selten — einer besonderen Unempfindlichkeit 
für das gefährliche Milieu seiner Vaterstadt, dem so 
manches schwächere Talent, ins Spielerische sich ver* 
lierend, erlegen ist. Ehrlich arbeitet viel, d. h. er ar* 
beitet unausgesetzt, aber niemals entsteht selbst die 
flüchtigste Skizze bloß aus dem Handgelenk heraus. 
Alle Arbeit ist bei ihm Ausfluß einer beständigen 
Erregtheit, einer Verzückung fast, die an die My* 
stiker des Mittelalters gemahnt. Nur in dieser an* 
deren Sphäre, zu der wir Kinder der Welt keinen 
Einlaß haben, lebt Ehrlich eigentlich, alles andere, 
Irdische dient nur zur Erhaltung dieses zweiten Seins 
und findet wie im Leben mittelalterlicher Mönche 
ohne viel und tiefe Erschütterung Wert und Berech* 
tigung nur in diesem Bezug allein, 
Ehrlich hat die Wiener Kunstgewerbeschule be* 
sucht, die ihm ein bedeutendes technisches Können 
vermittelte, ohne die Gebrechlichkeit seines überemp* 
findlichen Wesens zu verletzen. Es entstanden Ra* 
dierungen, unreif in ihrer verworrenen Zartheit, aber 
voll Hinweis auf Bedeutenderes, Portraits und bib* 
lische Szenen, die in der Unheimlichkeit der darge* 
stellten Vision nur mit den Gesichten seines Lands* 
mannes Kokoschka verglichen werden können. Festig* 
keit und Reife, unausgesetzte Arbeit an technischer 
Vollendung brachte ein Jahr in München, das er ferne 
vom offiziellen Kunstbetrieb in rastlosem Schaffen 
verbrachte. Damals klärte sich allmählich die Gestalt 
und wurde körperlicher, Untiefe und ins Unbestimmte 
sich verlierende Fläche wurde zum Raum. Vom Ende 
der Münchner Zeit stammen die Blätter der Biblischen 
Mappe, die allen Fortschritt, alles Können zusammen* 
fassen, an Gewalt und Entschiedenheit des Aus* 
druckes aber alles weit zurücklassen, was Ehrlich 
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