Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

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<Abb. 1> 
Thagyä-Nat 
Holzfigur mit Lade» und Glasmo 
saik in einem buddhist. Kloster. 
Tawngma, Nördl. Shanstaaten 
% 
Und doch ist dem Birmanen nicht durchweg der sorglose Frieden gegönnt, den seine Kultheiligtümer atmen. 
Denn neben den wohlwollenden Geistern, die er aus den indisch-buddhistischen Heiligenscharen übernommen 
hat, steht ein Heer unheimlicher 
Schreckgespenster, die seinen Sinn 
gefangen halten und seine Lebens 
wege off recht ungemütlich kreu 
zen. Unterschiedslos nennt er die 
guten wie die bösen Geister 
N a taus vorbuddhistischem 
Animismus ist dieser Begriff treu 
beibehalten. Er führt uns in recht 
dunkle Gebiete des birmanischen 
Seelenlebens/ trotz des in Text 
und Bild so ergiebigen Buches, 
das Sir Richard C. Temple über 
die »kanonischen« 37 Nat ver 
öffentlicht hat <London 1906), 
bleibt uns das meiste an diesen 
rätselhaften Wesen — eben rätsel 
haft. Schon die Vermutungen 
über die Herkunft des <auch an 
dere Bezeichnungen neben sich 
duldenden) Namens »Nat« tap 
pen im Dunkeln, nnd die belieb 
teste, die an das Sanskrit an 
knüpft, ist die mindest wahr 
scheinliche, weil jene Geister- 
Grundbegriffe sicher in vorge 
schichtlichen Perioden wurzeln, 
die vom indischen Heilsweg der 
Erlösung vom Leiden noch herz 
lich wenig ahnten. 
Man wird kaum fehlgehen, 
wenn man die »Nat« etwa fol 
gendermaßen einteilt: Die jün 
gere Abteilung kam im Gefolge 
des Buddhismus nach Birma und 
begreift die Deva <das Wort ist 
= divus, deus, aber nicht = freöc), 
das sind die Himmelsgötter, in sich, die schon die Buddhalehre aus 
dem brahmanischen Pantheon übernommen hatte. An ihrer Spitze 
stehen Thagyä und Byammä — das sind die altindischen Gottheiten 
Indra <Sakra> und Brahma, die sich in der Bildnerei des birmanischen 
Buddhismus mit der Rolle begleitender Genien bescheiden.*) Man 
trifft sie in Klöstern als Holz- oder Studkfiguren in königlicher Ge 
wandung sowohl in der Umgebung Buddhas im Heiligtum als auch 
im Schnitzwerk der Türen und Galerien <vergl. Abb. 1—2). 
Diesen Nat-Deva stehen Scharen bösartiger Geister gegenüber, die sich in zwei Gruppen scheiden. Die 
einen sind jene Naturgeister, auf denen noch heute die Kultgrundlage aller nichtbuddhistischen Stämme Birmas 
U. 
<Abb. 2) 
Byammä-Nat 
Holzschnitzerei von der Veranda eines 
oberbirmanisdi. Klosters, ca Mi nat.Gr. 
Mus. für Völkerkunde, München 
*> Eine ganz ähnliche Entwicklung zeigen dieselben Götter im japanischen Buddhismus, wo sie als riesige Tempel* 
lüter <ni«6) charakteristische Typen, allerdings zur abwehrenden Schreckgestalt umgeformt, geworden sind.
	        
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