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von aller schulmäßigen Kunstgeschichte ferngehalten werden. Eine Parallelerscheinung der üblichen
Klassikerverekelung in den Oberklassen der Schulen darf nicht auch für die bildende Kunst er
scheinen. Warum lesen die jungen Menschen etwa die Romantiker so gern, oder einen Hebbel,
einen Strindberg, einen Hasenclever? Einmal weil sie auf der Schule nicht durchgenommen werden,
und dann, weil in diesen Dichtern ihre eigenen Probleme, die Probleme ihrer eigenen Zeit ihnen
entgegentreten. Und dies gibt uns den Schlüssel, wo wir mit der Kunst an die Jugend heran
zugehen haben. Nur die Kunst der eigenen Zeit kann es sein. Für diese Kunst braucht es für
junge Menschen, deren Augen noch nicht durch die Gewöhnung an den Stilwillen früherer Ge
schlechter und Nationen in geprägten Formen sehen, keine Erklärung. Diese Kunst wird einfach
erlebt. Erlebt aber kann sie nur werden, wenn der Schüler wirklich in ihr lebt, was er nicht tut,
wenn er ab und zu einmal ins Museum geht. Darum Bilder in die Schulen! Man muß Gelegenheit
gehabt haben, sich zu überzeugen, was für »Kunst« in den Klassenzimmern hängt, jeden Tag
von 30 Augenpaaren betrachtet: die üblichen Feldherrnporträts, Steindrudereproduktionen mehr
oder minder gesinnungstüchtiger Bilder, bestenfalls große Aufnahmen der Meßbildgesellschaft.
Selbst diese letzteren sind durchaus am falschen Platz, denn der Schüler sieht über sie hinweg.
Ihm, der noch gar nicht in der Lage ist, einen wirklichen Raum bewußt durchzufühlen, kann der
photographierte erst recht nichts sagen.
Hier tritt eine neue ganz große Aufgabe an das Museum heran. Es hat in wechselnden Reihen
die Schulen mit moderner Kunst zu versorgen. Neben Gemälden kommen besonders Graphika
und Holzschnitte in Betracht. In den Klassenzimmern, auf den Gängen müssen diese Werke
hängen und sich in neun Schuljahren in die Menschen einbohren und sie mit einer neuen Augen**
Sinnlichkeit erfüllen. Ist einmal ein Grund gelegt, ein Ausgangspunkt genommen, und zwar nicht
im alten, rationa Konzipierten, sondern in der eigenen Zeit selbst, so mag man auch mit früherer
Kunst beginnen, am besten in Originalen oder in ganz guten Wiedergaben. Ich denke hier be
sonders an die großen Handzeichnungspublikationen und die Reproduktionen der Reichsdruckerei.
Neben solchen reinen Wandschmuckkollektionen, die allein durch ihre Existenz zu wirken hätten,
und viertel- oder halbjährlich zu wechseln wären, sollen didaktische unter bestimmten Gesichts
punkten ausgewählte und mit Begleittexten versehene treten. In diesem Zusammenhang müßte
vorzüglich das Kunstgewerbe herangezogen werden. Für gute, zweckvolle Formen hat die
Jugend viel Sinn, ebensoviel für die Drastik zweckwidriger. Gegenüberstellungen tun ausge
zeichnete Wirkung.
Man muß den Gedanken ganz durchdenken, was es bedeutet, wenn einmal das ganze Volk in
weitem Umfang —- die Bewegung braucht sich nicht auf die höheren Schulen zu beschränken, sie
kann ganz wohl bis auf die Volks**, ja Dorfschulen herabsteigen — in seinen jugendlichen Ver
tretern ästhetisch durchgeknetet wird. Menschen, die ihre ganze Schulzeit hindurch nur gute Kunst
vor Augen hatten, werden einmal später im Leben als Fabrikanten, Handwerker, Kaufleute und
Lehrer ganz anderes zutage fördern als bisher, wo die schon Verdorbenen und Verrohten der
Werkbund mit unendlichen Mühen zu erfassen trachtete. Aber über das Praktische hinaus schreitet
die Wirkung. Wie die an Bach und Bruckner gebildete Jugend Wickersdorfs in ihrer ganzen Haltung
eine Veredelung erfahren hat, so wird auch eine an gute bildende Kunst gewöhnte Jugend eine
höherstehende Generation aus sich entwickeln, als die jetzige in Kino, Kitsch und Foxtrott lebende.
Die Krisis des deutschen Buchs. II
Der Münchener Sortimenterverein hat sich ein
großes Verdienst erworben, daß er als erster den
Mut fand, gegen die wahnwitzigeValutaordnung auf
deutsch —' Vernichtungsordnung — des deutschen
Buchexports in einer öffentlichen Protestversamm*
lung Stellung zu nehmen. Die drohende gänzliche
Ausschaltung des deutschen Buchs im Geistesleben
der übrigen Nationen ist von so eminenter Bedeutung,