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Bald hatte jedermann seinen Ballon mit Insektenpulver bei sich, Waren die Traumleute vorher der Schlafe
sucht unterlegen, so schliefen sie jetzt fast gar nicht. Aufgeregt, eine hektische Röte auf den Wangen, zog man
bis tief nach Mitternacht in der ganzen Stadt herum. Auf den Straßen war es sicherer als in den baufälligen
Häusern. In den letzten Tagen hatte die Paarungslust der Tiere ihren höchsten Grad erreicht. In allen dunklen
Ecken, im Wasser und in der Luft gatteten sich die verschiedensten Geschöpfe. Aus den Ställen drang
Wiehern, Meckern und Grunzen. Ein Stier, durch den Anblick der Schlachtkühe wütend gemacht, hatte einen
Metzger an die Wand zu Brei gequetscht.
Eines Nachts hörte ich auf dem Dache ein Fauchen und dumpfes Knurren. Mit Entsetzen sah ich einen
riesigen Leoparden einen Hasen zermalmen: ich hörte das Knirschen der Knochen und mich überlief es eisig.
Mörder, Tod und Teufel
Mein Zimmerchen war nicht mehr gemütlich, es hatte zwei klaffende Sprünge in der Wand, aus welchen
abends in regelmäßigen Abständen die Hinterteile von Küchenschaben hervorlugten, wie ein Fries anzusehen!
Tagelang nistete ein Rotkehlchenpaar in meiner Aschenschale. Die Geschöpfchen waren harmlos und be*
lohnten mich für die Duldung durch ihren Gesang. Leider dauerte die Freude nicht lange, denn ein blitzschnell
und frech eindringender Falke tötete eines Tages das Männchen.
An einem der letzten Abende, als ich vor dem Zubettgehen unter der Decke zwei Skorpione fand und
eben Jagd nach sonstigem Ungeziefer machte, geschah es, daß mir meine Waffe, der Stiefelknecht, aus dem
Leim ging. Ich nahm die Schere — sie war vom Rost zerfressen / da erst bemerkte ich, daß mein Papier moderig.