Volltext: Die weissen Blätter (3(1916),1)

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UBeocfor DäuBfer • Simuftanität 
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bisher unberührt. Sogar von den größten Meistern, Doch nein: da 
ist wieder eins aus dem Rahmen gehoben: leb wohl, auf Nimmer* 
Wiedersehen! Aber schließlich, es hilft nichts: irgendein Edcchen wird 
übersehen, verschont bleiben! Rembrandt: hier noch Spuren von La 
sur,- EVQrjxa, das, um was sich das Genie am meisten abmühte, ist 
noch sporadisch vorhanden. Sogar ein van Dyck hat zufällig in dieser 
Galerie noch seine vornehme Eleganz. Wie muß dieser Tizian herr* 
lieh gewesen sein! Was war einmal Rubens! Auf zwanzig Bildern 
noch so viel Stellen übrig, daß man sich ein Bild von ihm madien 
kann. Hier dieser unbekannte Venezianer: nur nicht verraten, daß 
man weiß, wer es ist, sonst sieht man das berühmte Gemälde als 
Untermalung wieder. Nun ein Trost, ein großer; das Museum ist 
dazu da, daß die alte Kunst verschwinde. Folglich wird es eine neue 
geben! Lind in Cincinnati wird man dereinst den letzten deutschen 
Meister entdecken, der nicht verhausert ist. Jubel und Wehmut, 
frühere Geschlechter kannten euch nicht in so verheißungsvoller Ver* 
quickung! 
Wir, in denen die Elemente, die der neue Stil zusammenfassen 
wird, in Gährung sind, bleiben selbstverständlich die wichtigsten. Aber 
sehen wir auch auf breitere Kreise, die uns einst verstehen werden. 
Die vielseitige Beschäftigung mit interessanten Dingen, sachgemäße 
Erfüllung einer Brotpflicht, ohne eigentliche Vorliebe zum Beruf, die 
Lektüre von Zeitungen verschiedener Schattierungen, Kenntnis leben 
der und toter Sprachen, alles das veranlaßt simultanistische Elastizi* 
tät. Dazu reist man sehr viel, lebt der Wissenschaft und bleibt da* 
bei unbeirrbar gläubig, erfüllt andrerseits als Sozialist vollkommen 
seine Militärobliegenheiten: alles das ist im Grunde ausgesprochen 
neuzeitlich. 
Schließen wir mit psychologischen Erläuterungen des modernen 
Phänomens ab, Simultanismus ist ein Zustand: das wichtigste Eie* 
ment für die großzügig künftige Horizontale, Wir werden breitspurig, 
geschwind, geschmeidig, empfänglich für Einflüsse und Eingebungen 
bleiben. Der Wille zum Stil, der schon vorhanden ist, wird diese 
Unterlage bestätigen, festlegen. Von den erzielten Ergebnissen je* 
doch an andrer Stelle. 
Ein paar Zeilen Geschichtliches: die frühesten Schöpfungen, die wir
	        
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