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Gfassen
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der Pulsschlag der Nationen ein anderer sals, abseits von jenen, die nodi hin» und
geworden ist,- daß, wo solche früher unter»
gingen, sie sich heute wieder aufrichten,
genesen, sich erneuern können*),- daß es
in dem alten verjährten Sinn eine Deka»
denz der Völker gar nicht mehr gibt, und
daß alles Unvernunft ist, was sie von
Germanen contra Romanen, Romanen
contra Germanen hin und herüber rufen,
daß die Gefahr ganz anders heißt: Ger»
manen ohne Romanen, Romanen ohne
Germanen, weil ihnen außerhalb ihrer Ge»
meinschaft gleicherweise keine aufsteigende
Linie mehr bevorsteht, sondern sie gleicher»
weise von der eigenen Erfüllung sich ent»
fernen müssen.
Du weißt, wie ungehört ich diese künftige
Binsenwahrheit seit elf Jahren in die Welt
hinausrufe: Deutschland vernichten hieße
sich selbst vernichten,- denn mit ihm »fiele
die Welt«, Es ist tausendfach wahr. Aber
nur an den gesunden Wesenselementen
des »dekadenten« Frankreich wird das »ge
sunde« Deutschland mit der gefährlidien
und entstellenden Beule des Alldeutsch»
tums mitten in dem göttlichen Antlitz ge»
nesen,
II.
Es ist nicht wie zu Anfang, da mir die
Gefallenen so oft den besseren Teil vor»
weg zu nehmen schienen. Die jetzt noch
fallen, beklage ich. Wer den Krieg bis
hierher mit erlebte, fängt langsam an, den
Kopf aufzurichten, ob der Himmel sich
noch auf keiner Seite lichtet. Schon ringt
er um eine Riditschnur inmitten des Wirr»
*> Burkhards Worte aus seiner »Kultur der
Renaissance«, die ich schon so lange zitiere, sind
nie so beherzigenswert gewesen: »Das scheinbar
kränkste Volk kann der Gesundheit nahe sein, und
ein scheinbar gesundes Volk kann einen mächtig
entwickelten Todeskeim in sich bergen, den erst die
Gefahr an den Tag bringt.«
herrennen mit dem Geschrei, wer ihn
entfesselte. Auch ein heraufziehendes Ge»
witter ist bis zuletzt etwas Ungewisses.
Der Wind kann die Wolken auseinander
treiben,- das Gewitter kann vorüberziehen,
Doch bricht es los, so darf mit Fug be»
hauptet werden, daß es kommen mußte,
und ebenso wird es nicht einen, sondern
viele Gründe dafür geben, daß es sich
entlud. Und ebenso, denke ich mir, werden
für dieNachwelt dieUrbeber dieses Krieges
vor dessen vielvcrzweigteUrsachen zurüdc»
treten, und diese wiederum werden weiter
zurüdereichen, als Cromwell und der 30»
jährige Krieg, Peter der Große und die
Borgias. Und seinen unzähligen Ursachen
entsprechen unzählige Gesichtspunkte. Von
diesem Gesichtspunkte aus gesehen war
er eminent vermeidlich, von jenem unver»
meidlich,- betrachtet ihn von dieser Wolke
aus, und er war so vermeidlich! noch höher,
und er mußte sich noch einmal (zum letzten
Mal!) unweigerlich ergeben.
Denn alle Biologie in Ehren: aber die»
jenigen (und sie sind noch zahlreich), welche
da wirklich vermeinen, solche Kriege, die
nur deshalb einen solchen Haß auslösen,
weil sie Bruderkriege geworden sind, solche
Kriege seien an sich etwas zu Bejahendes,
fernerhin Notwendiges, und die Zustände,
das Chaos, das sie schaffen, die seien in
der Ordnung, eine Institution gleichsam,
die ihre Richtigkeit habe und in der Natur
der Dinge Hege wie ein Erdbeben oder
ein Orkan, die Völker selbst hiermit nur
dem blinden Element oder der reißenden
Tierwelt vergleichbar, die willenlos ist —
diese Leute sollten, falls sie weiterhin in
der Welt entscheiden dürfen, doch we»
nigstens so viel Logik aufbringen, daß sie
das Straßburger Münster wie den Kölner
Dom, St. Pauls Cathedral wie die Peters»