Zeitschriften^ Archiv.
Das Kunstblatt. April 1920.
George Grosz <A. Salmony). Mit 7 Abbildungen. —
Rudolf Schlichter (Carl Einstein). — Willy Jaeckel (P.W.):
Eine sehr sachliche Erledigung dieses zu raschem Mode-
rühm gelangten Manieristen des Expressionismus. — Bela
Czobel <E.Weise): Ein Budapester Maler, der seine magy-
arische Herkunft in Paris vergessen zu haben scheint. —
Otto Dix (Th. Däubler). — Umschau: P. Westheim, seit
geraumer Zeit als Angriffsobjekt von H. Waiden bevor**
zugt, enthüllt sehr blamable Dinge aus der Vergangenheit
des „Sturms".
Der Bücherwurm. Heft 7 und 8. 1920.
Diese sehr geschickt geleitete, politisch und künstlerisch
rechts orientierte Zeitschrift, die sich bisher der Neuen
Kunst gegenüber sehr spröde verhalten hat, widmet dem
Expressionismus ein Doppelheft, ohne aber ihre wahre
Gesinnung gänzlich zum Schweigen zu bringen. (Siehe die
Anrempelungen Kasimir Edschmids, Kokoschkas und
Kaisers durch Peter Scher, bezw. Yorik.)
Der Zweemann. Heft 6. April 1920.
Die Abderiten (Adolf Behne): M. Deris anspruchvolles
Buch „Die Malerei im 19. Jahrhundert" wird hier als das
erkannt, was es ist: nämlich als harmloses, aufgeblasenes
Spießerbuch. Sehr vergnüglich lesen sich die zitierten Bei**
spiele Derischer Kunstweisheit.
„Der Strom" (Kairos-Verlag, Köln)
heißt eine zeitschriftenartige Buchfolge, die sich mit neuer
Kunst und Literatur, hauptsächlich rheinischer Provenienz,
befaßt. Ihr geistiges und künstlerisches Niveau ist an-
sehnlich.
Der Kunstwanderer (Berlin. Herausgeber:
A. Donath).
Obwohl in der Hauptsache auch alte Kunst eingestellt,
versäumt es diese umsichtig geleitete Halbmonatsschrift
nicht, mit der neuen Kunst in Fühlung zu bleiben. Jedes
Heft enthält wertvolle Nachrichten aus dem modernen
Kunstleben des In- und Auslandes. — Im zweiten April
heft 1920 spricht A. Donath eindringlich über die Not der
deutschen Künstlerschaft. Ein Aufsatz Dr. J.Widmers
unterrichtet über die Situation der modernen Kunst in Genf.
Der Cicerone. Heft 8. April 1920.
Andre Derain (Daniel Henry). Mit 12 Abbildungen. —
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Über abstrakte Kunst (Otto Flake).
Notizen.
Pariser Kunstausstellungen: Im Westflügel des
Grand-Palais wurde die Ausstellung der Societe Nationale
des Beaux-Arts eröffnet. Die Altmeister der Societe haben
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wie immer junge Talente gastfreundlich zu sich geladen.
Aber die Klage über den Mangel an tüchtigen Nachwuchs
ist allgemein. Man schreibt dem Krieg einen ungünstigen
Einfluß auf die Entwicklung der schönen Künste zu. Er
hat die Künstler oft jahrelang von der Arbeit ferngehalten
und keinen einzigen zu einem großen Werk inspiriert.
Maler, Bildhauer und Schriftsteller trachten von der Er
innerung an den Krieg loszukommen. Man wendet sich
mit Vorliebe heiteren Motiven zu oder gefällt sich in so
zialen Anspielungen, — Im Salon der Artistes Fran^ais,
der am 30. April ebenfalls im Grand-Palais eröffnet wurde,
findet man die Vertreter der offiziellen Kunst Frankreichs
beisammen. Die kriegerische Note ist hier fühlbarer als in
der Societe Nationale. In beiden Ausstellungen ist der
religiösen Kunst ein besonderer Raum gewidmet. Man
stellt fest, das die modernen Glasfenster hinter denen
des Mittelalters künstlerisch und technisch weit zurück
stehen.
Courbets „Atelier" ist für den Louvre erworben
worden. Auf der Liste derer, die dazu mitgeholfen haben,
findet man Namen wie Matisse, Derain, Friesz, Bonnard,
Guerin usw. aber keinen akademischen Künstler.
Bei Frederik Mueller in Amsterdam fand am 18.Mai 1920
die Versteigerung einer großen Kollektion von Werken
van Goghs aus der Sammlung L.C. Enthoven in Voorburg
statt.
Auf der großen internat. Kunstausstellung zu Venedig
werden 30 Werke Cezannes u. 20 Werke van Goghs gezeigt.
Tauschhandel mitKunstwerken: Ein Frankfurter
Maler, dem der Stillstand auf dem Kunstmarkt zu denken
gibt, macht folgendenVorschlag :,,Wir FrankfurterKünstler
haben eben im Kunstverein unsere Frühjahrs-Ausstellung.
Es kommen viele Leute, aber gekauft wird nichts. Die
Künstler sind wie die Kinder, sie glauben und hoffen, malen
weiter und — das Publikum ,malt' ihnen auch etwas. —
Traurige Zeiten, teuer sind Farben, Pinsel und Leinwand,
Noch teurer aber Anzüge, Stiefel und die ganze Lebens
haltung! Noch unverpfuschte Naturvölker auf fernen
Inseln der Südsee treiben heute noch Tauschhandel und
sind vergnügt dabei,- ich wollte, ich säße auch da drunten
auf irgend einer Insel und könnte meine Bilder gegen Ba
nanen, Artischocken, Reis und andere gute Sachen ein-
tauschen, denn: ,leicht kommt man ans Bildermalen, doch
schwer an Leute die's bezahlen/ sang schon Wilh. Busch,
der köstliche Malerpoet, lange vor dem Weltkrieg. Wir
stehen im Zeichen der Messe. Der Kaufmann fährt seine
Waren auf, laut und vernehmlich ~ der Künstler muß
stille sein, denn die schöne Blume Kunst darf nur blühen
und duften. So war es seither. Wie wäre es, wenn wir
Künstler Euch, Ihr großen Kauf leute der Kleider-, Stiefel—
und Lebensmittelbranche, unsere Produkte gegen Eure