Dame. Sie fingert in ihrem Handtäschchen. Vielleicht will
sie auch nur ihren Rosenkranz parat machen.
Ich will doch eine Bekanntschaft machen. Es ist ja nur
noch ein bißchen früh dazu. Wer hat denn auf nüchternen
Magen Lust, Bekanntschaften zu machen? Ich ja schon,
denn ich bin nüchtern, aber . . .
Die Dame sieht nach mir hin. Soll ich? Nein, ich setze
mir schnell den Hut auf. Sie dachte vielleicht, der Hut
gehört mir gar nicht.
Ich sehe jetzt unmißverständlich weg und auf die Stra
ße.
Die Glocken läuten und ich gehe langsam die Stufen
hinab. Ich sehe noch einmal zurück, aber die Dame steht
nicht mehr da. Sie ist weg.
Der Kirchendiener sieht mich an und schließt die großen
Portale.
Damit begann also der Sonntag, daß ich nicht gebet
telt hab'. Das ist eine positive Leistung, die ich mir hoch
anrechne. Wenn es auch.sicher ist, daß ich nicht stolz ge
nug, nicht sicher genug war, um die Gabe einer offenbar
frommen Dame um Jesu willen anzunehmen.
Hier, beim zweiten Absatz, kann ich es mir leise einge
stehen, daß ich eine Sekunde lang schwankte, ob ich nicht
meinen Hut in einem weiten Bogen auf die Straße wer
fen solle und der Dame sagen: „Ich bin eine Bettlerin.
Geben Sie mir um Jesu willen." Es wäre klarer gewesen
als alles andere. Aber oh, mein Glaube! Ich muß ihm erst
roZ