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8 Hennings, Brandmal 
„Nein, so weit bin ich noch nicht gekommen." 
„Ich bin nämlich auch nicht über den Rhein gefahren." 
Da lacht er, als habe ich einen Witz gemacht. Da muß 
ich auch lachen. 
„Aber ich bin über den Mühlenteich gefahren. Der ist 
bei uns zu Hause. Der Mühlenteich ist längst nicht so breit 
wie der Rhein, aber das Wasser ist von einer merkwür 
digen Farbe. Wie soll ich sagen? Es ist seltsam, daß es 
Unvergleichliches gibt, nicht wahr? Unser Mühlenteich ist 
eine Versuchung für junge Menschen, die unglücklich lie 
ben. Die lassen sich bei uns so leicht ins Wasser fallen. 
Sie gleiten sachte hinein, ohne vorher zu denken. Bei uns 
sagt man, die Farbe des Wassers sei so schön, daß man 
dieser märchenhaften Farbe auf den Grund kommen 
wolle, und dann sei die unglückliche Liebe auch fort, weil 
Schöneres sie aufnehmen soll. Bei uns gibt es Menschen, 
die scheuen sich, die Gefallenen aus dem Wasser zu holen. 
Als Gruß wirft man ihnen Blumen nach in den See. 
Die Totengebete sind bei uns Seligpreisungen der Erlö 
sten." 
„Auf Sie scheint der Mühlenteich keinen Einfluß ge 
habt zu haben," sagt er lächelnd. 
„Ich habe ja keine unglückliche Liebe gehabt. Aber weil 
man es doch nicht so genau wissen kann, war ich doch stets 
recht vorsichtig, nicht hinzusinken. Freilich, einmal er 
schien mir das Wasser so schön, daß ich, wenn ich nicht 
fortgeeilt wäre, ohne unglückliche Liebe mich nicht nur 
hätte fallen lassen, sondern geeilt wäre, wie mit ausge-
	        
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