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Ob es überhaupt nötig ist? Das ist es! Diese Frage
liegt mehr wie nahe. Diese Frage lebt immer in mir. Da
bei klopft mein Herz. Und lebe und muß das Leben su
chen, und nicht den Tod. Wo habe ich denn gesucht?
Um sechs Uhr abends lief mein Zug in die Kölner
Bahnhofshalle. Er hätte es ja gar nicht so eilig haben
brauchen, mich abzuliefern, denn ich hatte ja Zeit, nur
Zeit, sonst nichts. Mit der Zeit habe ich denn langsam
durch die gewölbte Bahnhofshalle hindurch die Stadt
Köln betreten.
Der Kölner Dom stand sicher; vergoldet in der Abend
sonne ragten die Türme. So schön, als vergoldeten die
hohen Türme den Himmel. Schönes floß ineinander, und
ich verlangte einen Augenblick nichts anderes.
Ich betrat die Kirche, in der jeder willkommen ist. Wie
dunkel war es hier und kühl. Am Eingang brachten mir
die Opferstöcke zu Bewußtsein, daß ich nicht der einzige
arme Mensch auf der Welt sei. Sind denn die Opfer
stöcke nicht die stille Aufforderung an die Reichen, nach
Vermögen alles zu tun für die Armen?
Ich zählte meine zweiundvierzig Pfennige, kam in Ver
legenheit und nach einigem Ueberlegen ließ ich das Geld
wieder in meine Tasche gleiten. An mich habe ich gedacht.
Mit einer Unterlasiungssünde habe ich begonnen. Nach
dem ich mich vergewiffert hatte, daß das Loch in meiner
blauen Jackettasche durch eine Stecknadel genügend ver
hindert war, weiterzureißen, glaubte ich genug getan zu