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der, denn meine Bitte soll mir nicht entfliehen. Nicht der
Hauch meines Mundes soll mein Flehen trüben.
Darum presse ich die Zähne aufeinander und mein
Mund bleibt fest verschlossen. Gott wird mich nicht für
trotzig halten; er möge in mich hineinsehen. Er weiß ja,
wo ich wohne. Er weiß, wovon wir leben. So wie er mich
zum Bösen versucht, kann er mich auch zum Guten ver
suchen lassen. Bei dem einen sowohl wie bei dem andern
— immer hab' ich gewußt, daß es darauf ankam: heil zu
bleiben.
Von Haus aus aber, das heißt von Gott aus, bin ich
gesund, denn im Lebenskern muß eine tiefe Gesundheit
liegen. Ware es nicht so, hätte ich eingehen müssen wie
eine verkümmernde Pflanze. Ich aber bin ein Mensch
und werde wohl den Boden suchen, auf dem auch ich ein
mal gedeihen kann. „Alle Dinge geschehen zum Guten."
Wie wahr muß dies sein, auf geheimnisvolle Weise, denn
was sollte ein unnützes Elend?
Die Vergangenheit festhalten: wohl das einzige, woran
ich mich gewöhnen kann. Sonst ist mir alles fremd
artig und neu. Mein Leben folgt mir nach und immer in
tensiver. So bin ich aufgebaut und werde lebendiger Turm
meiner Erlebnisse; bin Aufmerksamkeit, als konzentriere
ich mich auf das zu Vergessende, und mir bleibt nur die
schneidende Klarheit des Behaltens.
Habe jetzt zwei Tage im Bett gelegen. Die Vorhänge
herabgelassen. Wenn man von draußen etwas sehen