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Sieh auf mich,
Unbekannte Macht."
Ach, wie nebensächlich sind die Worte! Ich wollte ei
gentlich ^ar nichts sagen. Ich wartete vielmehr darauf,
daß zu mir etwas gesagt würde. Auf eine Antwort war
tete ich, aber nichts regte sich, gar nichts.
Es geschah kein Wunder. Meine Verlassenheit war
dieselbe wie zuvor. Dann dachte ich, ich könnte es viel
leicht auf eine andere Art versuchen. Und sann nach. Ich
werde es ja auf jede Weise versuchen.
Ich dachte doch so lange nach. Dabei wurde mein
Herz schwerer von Minute zu Minute, und mir fiel auf,
daß es so still in der Kirche war.
Es war so still. Ich war die einzige Unruhe in einer
stummen Welt. Das konnte ich nicht länger ertragen.
Worte, die von selbst sprachen, sielen von meinen Lip
pen, als wäre ein Gesäß überfüllt und Tropfen fallen
auf die Erde. ,
Ich hörte mich sprechen, und meine Stimme klang
mir fremd, als gehöre sie nicht mir. Ich hörte immer
denselben Satz wiederholen: „Es handelt sich diesmal
nicht um das Glück, lieber Gott, es wäre zuviel verlangt.
Es handelt sich nicht um das Glück, lieber Gott, nicht
mehr um das Glück. Es handelt sich ..." — um was?
Um was denn? Als wäre es notwendig, daß ich mir
selbst zu Hilfe komme, versuchte ich angestrengt nachzu
denken, um was es sich handeln könne. Ich habe darüber
nachgedacht im Kölner Dom. Ich denke auch heute dar-