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Unwillkürlich sah ich nach dem Spiegel, so zufällig
schweifte mein Auge in die beleuchtete Zimmerecke, wo der
Spiegel hängt. Zufällig? Wer weiß.
Da sah ich das Furchtbare. Und wagte meinen Augen
nicht mehr zu trauen. Rieb mir das Gesicht, sah mutig
hin. Aber mein Haar sträubte sich.
Ein Gesicht blickt mich an, das rechte Auge starrt scharf
aus der Ecke des goldenen Spiegelrahmens. Oh, der Blick
trifft mein Auge, mich selbst, und nichts anderes im Zim
mer.
Ich halte den Atem an. Ich will mich beruhigen. Es
muß eine Täuschung sein. Ich laste meine Augen sich er
holen auf der Bettdecke, an den Wänden, in mir selbst. Ich
sehe alle anderen Dinge doch ruhig und genau, wie sonst.
Dann sehe ich wieder hin. Es sieht unverwandt weiter
mich an. Ich sehe das Gesicht vollständig. Es ist aber doch
nur ein Bild, sage ich mir, ein sehr hageres, lebhaftes
Bild, in flackernden Farben. Oftmals scheinen ja auch auf
'Bildern die Augen zu leben. Es bleibt still und starr.
Scheint doch nur ein totes Bild zu sein.
Ich habe ein wenig Spöttisches über den Spuk gedacht,
nur einen Augenblick lang flog mir ein leichter Hohn
durchs Gehirn. Ich sah —: da wurde der Blick durchboh
render.
Es ward mir kalt, aber ich verlor doch nicht meine Gei
stesgegenwart. Ich glaubte nicht an die Realität eines
Phantoms, das mir doch offenbar meine Phantasie vor
gaukelte.
Ich zündete meine kleine Nachtlampe an, nahm den