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doch ihr Körper bewahrt. Vielleicht sind sie nur deshalb 
fähig, innerlich geistig zu wachsen und leuchtendes Vor 
bild zu werden. 
Sündige ich um des leuchtenden Vorbildes willen? Ist 
das nicht eine Ausflucht, ein Sichrechtfertigenwollen? 
Aber ich sündige, alle andern mögen frei sein. Wie viele 
habe ich freigesprochen. In meinen Augen waren sie 
schuldlos. Wie ich es sah. Dennoch will ich niemanden um 
sein Verdienst bringen, und sei Sünde Verdienst. 
Es gibt Mädchen, die sagen, sie seien gedankenlos und 
ohne Empfindung. Weiß nicht, ob ich mit denen tauschen 
möchte. Trotz allen Elends liebe ich mein Bewußtsein, auf 
geheimnisvolle Weise sogar das Bewußtsein meiner Sün 
de. Auch auf meiner Sünde muß ich bestehen; immer be 
halte ich sie im Auge. Sehe die ganze Größe, die Größe 
meiner Sünde. Nur ich kann so groß sündigen, weil ich 
so bewußt bin meiner Sünde. Wie vollkommen bin ich 
doch meiner Niedrigkeit bewußt. Das vertieft meine 
Schuld. Das ist keine Ausflucht. Darauf werde ich ein 
Leben lang bestehen können — und mich fallen fühlen, denn 
ich bin ein wachsamer Mensch. 
Wie viele Nächte habe ich gewacht! Gelauscht auf jede 
Regung, in mir und — ja, das ist es — in dem andern. 
Die Seele jedes Mannes erlauscht, der sich mir nahte. Ich 
trage das Reflerbild des Mannes in mir, der vielleicht 
mich nur gewittert hat. Wer kann wissen. 
Aber ich spüre, wohin ich komme. Soviel Spürsinn in 
mir ist, spüre ich. Ich komme ... auf meine eigene Spur,
	        
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