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vom Menschen zum Menschen können diejenigen ver
stehen, die in gleicher Sache gehen. Tiefer fühlen wir
uns Sünder und niemand ist ohne Schuld. Es gibt nur
Sünde und Sehnsucht, aber die Sehnsucht kann jede
Sünde verbrennen. Das ist das Uebermaß des Leides,
das jede Sünde aufhebt. Die Sehnsucht ist mächtiger als
die Sünde. Die Sehnsucht wachst und will nach oben.
Die Sünde aber zieht in die Tiefe, in den Tod.
Wer aber wie Raskolnikow die Erde küssen kann, der
hat Himmel im Herzen. Wer die Erde geküßt hat, sich so
der Menschheit bekannt, oh, über ihn hat sich der Regen
bogen der Versöhnung als Brücke zu Gott schimmernd
gewölbt.
Gerne höre ich wieder eine andere Melodie, die mit der
meinen zusammenklingt. Dann gehe ich ins Cafe. Dann
sehe ich die Mädchen dasitzen, resigniert, ihrem Schicksal
verfallen. Wenn man unter sich ist, kann man sich gehen
lassen.
Im Cafe kann jeder er selbst sein. Denn dieses Cafe
stellt eine Art Rettungs- oder Uebergangsstation vor.
Man erholt sich hier. Es ist zwischen acht und neun Uhr,
und das Wettrennen hat noch nicht begonnen.
Im Hintergründe des Lokals ist ein großer, runder
Tisch. An der Wand eine durchgedrückte, rote Samtbank,
sechs Stühle an den andern drei Seiten des Tisches.
Das ist der Stammtisch der Mädchen.
Manche kehren zu verschiedenen Abend- und Nachtzei-