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„Aber laß doch jetzt die Literatur in Ruh' und ver 
schone sie und uns!" sagt der andere unwillig. 
Das ist der Freund Balduins. Ein junger schwarzer 
Mensch von höchstens neunzehn Jahren. Er scheint schon 
völlig entwickelt zu sein, weil nicht viel da ist. An seinem 
glatten, hübsch ovalen Gesicht ist nichts mehr zu ändern. 
Es sieht fertig und müde aus. Für seine schwarzen Au 
gen, die halb unter breiten, schwermütigen Lidern lie 
gen, scheint es nichts Wünschenswertes zu geben, was sie 
noch sehen möchten. In Wahrheit, glaube ich, hat er noch 
wenig gesehen. Er soll der Geliebte einer genußsüchtigen 
großen Dame von Welt gewesen sein, und da wird er 
zuviel gehört haben, was nicht schön war, so daß ihn zu 
sehen jetzt nichts mehr interessiert. 
Er drückt sich gerne ein wenig schlüpfrig aus. Hat die 
sen Ton angenommen wie etwas Selbstverständliches; 
als sei das die einzig mögliche Umgangsform. Aber man 
merkt, 'daß sie ihm kein Vergnügen macht. 
Die jungen Mädchen finden Gefallen an ihm, weil er 
so hübsch ist. Er hat eine schlanke Figur und der blaue 
Anzug sitzt ihm wie angegosien. Das gefällt Dolly und 
Hellen besonders, denen es hauptsächlich auf äußere Qua 
litäten ankommt. Aber er scheint wählerisch zu sein, sehr 
verwöhnt, denn selbst die niedlichen englischen Mädchen 
wenden ihre Verführungskunst umsonst an. Er macht ein 
Gesicht, als wolle er sagen: „Kinder, das ist ja alles 
nichts, was ihr mir zu bieten habt." 
Kosima fand die Sache zu nüchtern und bestellte sich 
einen Absinth. Wir saßen wirklich vor leeren Kaffee-
	        
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