2 Hennings, Brandmal 
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in die lachende Richtung zu sehen. Da sitzt eine Dame in 
knallgrüner Bluse. Die lacht über mich. Wenn sie wüßte, 
daß sie ohne Grund lacht, würde sie vielleicht nicht la 
chen. Wenn sie wüßte, wie sie mich durch ihr Lachen 
quält, würde es sich vielleicht für sie nicht lohnen, zu la 
chen. Ob das Lachen überhaupt ein Vergnügen ist? Ich 
glaube, ich bin nicht dumm genug, um lachen zu können. 
Wenn ich so gescheit geworden bin, daß ich weiß, um was 
es sich auf der Welt handelt, werde ich vielleicht wieder 
lachen können. 
Die Frau lacht weiter, aber ich darf sie natürlich auch 
nicht ansehen und über das Lachen nachdenken. Ich stu 
diere den Wohnungsanzeiger. Ach, die vielen möblierten 
Zimmer, die einen immer daran erinnern, daß man sich 
irgendwo hinzutragen hat! Im Bett landen, diese Aufent 
haltsstation wiederholt sich beinahe täglich. Ich möchte 
eine Ausnahme machen, und singe ganz leise: „Morgen 
rot, Morgenrot, leuchtest mir zu frühem Tod. . 
Aber das nützt mir wenig und ich präge mir die Stra 
ßennamen der Stadt Köln ein, damit sie mir nicht gar so 
fremd klingen . . . 
„Möbliertes Zimmer, Klavierbenützung, Familienan 
schluß" . . . Das wird wohl niemanden verführen. Mir 
ist schon beklommen, wenn ich es nur lese. Da bekümmere 
ich mich lieber um den Ernst des Lebens. Das ist der Ar 
beitsnachweis. 
„Gut empfohlene, intelligente Mädchen finden Beschäf 
tigung." So leichtsinnig ist noch niemand gewesen, mich 
zu empfehlen.
	        
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