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losigkeit in mir. Was ist denn das, daß ich gar nicht 
müde werde? 
Man hat mir den Spitznamen „Fledermaus" gegeben. 
Ich glaube nicht, daß man mich meiner Nachtschwärmerei 
wegen so genannt hat. Die Mädchen sagen, ich habe et 
was Flatterndes, Nervöses in mir, einen unsicheren 
Gang, und da gelte ich eben als Fledermaus. 
Ich mache meiner Gattung wenig Ehre, denn was eine 
anständige Fledermaus sein will, läßt sich wohl nicht am 
Tag auf der Straße sehen. Weil ich das weiß, fühle ich 
mich vielleicht so ängstlich und verboten. Wie gerne 
möchte ich mich ein wenig anpasien, und sei es auch nur 
den Fledermäusen. 
Aber die Nacht genügt mir nicht zum Leben. So gehe 
ich denn durch die Straßen, durch Kreuz- und Querstra 
ßen gehe ich, ganz schnell. Ich möchte den Glauben er 
wecken, als gehe ich irgendwohin. Ich bilde mir ein, es 
müsse geglaubt werden, daß ein bestimmtes Ziel mich lei 
tet. Gleichgültig, wer es glaubt, denn niemand kennt mich. 
„Glauben Sie denn an mich?" so möchte ich fragen. 
Und wenn sich ein Kopf bejahend neigte, eine neue Hoff 
nung würde einziehen in einen ziellosen Menschen. 
Es würde mir gut gefallen, wenn eine Frau mich nach 
dem Wege fragen wollte. Rasch und höflich würde ich 
Auskunft geben, mich dann entschuldigen: „Ich habe es 
eilig, ich werde erwartet." 
So hübsch habe ich mir alles ausgedacht. Aber niemand 
fragt mich. Und ich gehe doch so schnell, daß man mir 
ansehen muß, ich kenne die Stadt.
	        
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