2ZA
Die Menschen haben eine recht unpraktische Auffassung
von der Welt. Die Bäume fühlen sich doch nicht als Pri
vateigentum. Ich kann sie auch mit dem besten Willen nicht
so auffaffen. Das Land ist so wundervoll. Die Umgebung
von Frankfurt. Ich möchte so gerne gehen, immer weiter
gehen.
Ich bin glückselig verliebt in eine Wiese. Heute mor
gen: die Blumen haben die Unschuld daran, daß ich alles
vergeffen habe.
Ich presse mein Gesicht in das Gras. Es ist ja das ge
ringste Zeichen meiner Dankbarkeit. Ich liebe so sehr die
zärtlich blühende Erde. Der Tau am Morgen macht mich
ganz gesund.
Vielleicht brauche ich doch nicht drei Jahre, um mich
von einem halben Jahre zu erholen. Man sollte vielleicht
nie so bestimmt sagen, wie lange Zeit man braucht, sich
zu erholen.
Man müßte jeden Morgen die Erde küssen. Ich glaube,
dann würde man das Vertrauen, ruhig in die Zukunft zu
sehen, wiederfinden. Denn wenn die Gräser so voll Ver
trauen wachsen, die Wolken ihren Lauf haben, die Sterne
in ihren Bahnen kreisen, wenn der grüne Mai seinen Weg
findet —: sollte es für mich kleinen Menschen nicht auch
einen Weg geben?
In der Abendstunde gehe ich die Kaiserstraße entlang
und weiter hinauf über die Neue Zeil. Seit gestern habe
ich nichts gegessen, aber ich habe keinen Hunger.