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sind sie mir unheimlich, weil ich mir unheimlich bin. Ich
finde nicht durch mich hindurch. Daß man unter Men
schen einsam sein kann. Es ist alles nur Tanz um den
Schatten.
Ich möchte jemanden fragen, der mit dem Leben fer
tig ist: „Wie viele Menschen haben Sie erkannt?" Und
ich möchte wissen, ob er unter „erkannt" nicht das Erra
ten versteht, wie man hinter der Larve den Freund er
rät.
Mir ist noch niemand wesenhaft begegnet, also habe
ich nie geliebt. Ich liebe den Schatten, den der Mensch
wirft. Und glaube, wo Schatten ist, ist Sonne.
Es muß ein Sonnenbild im Menschen geben. Wenn
ich dieser Lichterscheinung begegnet bin, dann wird mir
jeder begegnen. Oh, ich liebe nicht. Wenn ich lieben
könnte, wäre ich aufgelöst in das, was ich liebe, dann
wäre ich Mensch. Ich liebe nicht. Ich liebe der Liebe nach.
Ich kann nicht empfinden, was mir die Welt darbie
tet. Es muß durchtragen sein, und langsam in mir gebo
ren werden. Es gibt Menschen, die alles zu lieben vor
geben. Wenn aber ein Gebot der Liebe von ihnert forderte,
sich ausschließlich um einen mit Ungeziefer behafteten
Greis zu bemühen, ein Leben lang —: ob das leicht fallen
würde?
Oh, ich liebe nicht. Ich habe es mit mir verdorben
und ertrage keine Gemeinschaft. Meine Anschauung ist,
Gott wird mich ausschließen, weil ich mich ausschließe.
Weil ich nicht tiefer hineintauchen mag.
Gott hat andere Anschauungen, als wir Menschen ihm