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allen. Um die Theke, die inmitten der Bar ein Rondell
bildet, tanze ich ein improvisiertes Solo. Ein kleines Stak
kato, das mir während der Musik einfiel. Beim Tanzen
jongliere ich mit Krachmandeln und Pfirsichen.
Liane hatte den Einfall, nach dieser meiner Privat-Num-
mer zu kassieren. Gewiß, es wirkte verstimmend, daß ich
das Geld für einen Totenkranz benutzen wolle. Es mag
taktlos gewesen sein, aber ich kann nicht dafür: selbst in
der Trunkenheit überwältigt mich eine klare Empfindung.
Wenn die tote Tänzerin wenigstens neben dem Japaner
begraben wird. Könnte es nicht eine Erfüllung sein, neben
dem Geliebten zu schlafen? Ich stelle mir so gerne vor, daß
sie am Jüngsten Tage neben ihm erwachen wird.
Heute bin ich in der Anatomie gewesen. Der Satiriker
sagte mir, man bekomme dreihundert Mark, wenn man
seine Leiche der Wissenschaft verschreibe. Für das durchaus
Passive dreihundert Mark bekommen —, wem wäre das
nicht einmal in seinem Leben verlockend gewesen?
Aus dem Tode ein Geschäft machen? Warum? Warum
nicht? Es sterben Leute und verdienen nicht das gering
ste damit. Warum also nicht mit dem Tode verdienen?
Dabei ist keine Schande mehr zu empfinden. Im Tode ist
doch das Schamgefühl überwältigt. Es stirbt schon bei
Lebzeiten ab. Was kann mir denn noch weh tun?
Ich hatte mir alles so schön ausgemalt. Von der Ana
tomie wäre ich ins Warenhaus gegangen. Hätte das Ge
burtstagsgeschenk für meine Mutter eingekauft. Zehn