ne? Ja, sie waren gewiß hoch, das gab ich zu, — aber un
erreichbar? Daran konnte ich nicht glauben, mein Glaube
widersprach der Vernunft.
Mein Glaube war viel größer und mächtiger, und er
reichte bald die Sterne. Ich wollte sie sogar verschenken.
Mir war, als fielen sie in unsern Hof. Ja, sie sielen in
unsern Hof. Vor meinen Augen sind sie gefallen. Ich habe
es so deutlich gesehen.
Es waren nicht etwa die Sternschnuppen, nein, es wa
ren die Sterne selbst, die in den Hof meines Vaters fielen,
und die ich zu verschenken gedachte. Ich machte mir Gedan
ken, ob in andere Höfe wohl auch die Sterne fielen. Ich
fragte in der Nachbarschaft. „Nein, in unsern Hof sind
keine Sterne gefallen," sagten die Kinder.
Meiner Mutter habe ich den ersten Stern zum Ge
schenk angeboten. Ich habe ihn doch in meinen Händen
getragen. Er war etwas größer als ein Taler und hatte
viele wunderbar leuchtende Zacken. Er schillerte in allen
Farben, denn die Sterne sehen, wenn man sie in Händen
hält, ganz anders aus, als am Himmel. Sie sind noch viel
schöner.
Ich hielt den Stern in der flachen Hand. Ganz vorsich
tig ging ich in die Wohnstube, wo meine Mutter an der
Nähmaschine saß. „Hier ist ein Stern für dich, Mutter,"
sagte ich und hielt ihr die Hand mit dem Stern entgegen.
Aber —- ich kann es noch heute nicht fasten —, sie hat kei
nen Stern sehen können. Sie hat nur die leere Hand ge
sehen, und die konnte ich nicht sehen, denn der Stern be
deckte meine Hand und ragte über die Hand hinaus.
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