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Ich liebe es, alle Nischen in den Kirchen aufzusuchen.
Mir ist, als fände ich in einer dieser Nischen, was ich
suche. Ich weiß noch nicht, was es ist. Mein Gebet ist
nur die unablässige Frage: „Was suche ich?" Das ist
wohl ein dürftiges Bittgebet. Immer aber erwarte ich
eine Antwort. Kann nie tief genug lauschen. Ich höre et
was Ungefähres, aber ich erwarte das Klare.
Hier muß ich die Antwort vernehmen. Mein Herz ist
die unfehlbare Wünschelrute, die mich immer in diese
Gegend treibt. Ich muß sehr still werden. Und wenn ich
am stillsten geworden bin, werde ich die Antwort vernom
men haben. Vielleicht erst im Tode. Wer kann das wissen?
Liane hob meine Rosen auf, so leise, als fürchte sie, je
manden im Schlafe zu stören. Ich habe Liane sehr lieb.
Weiß nicht, warum. Es ist süßer, zu lieben, als geliebt zu
werden. Ich führe Liane zum Altar der Mutter Gottes
von der immerwährenden Hilfe. Das ist der Magnet, der
mich immer aufs neue anzieht. Dahin führe ich sie.
Da stehen wir nun und betrachten die Frau, die ihr
Kind auf den Armen trägt. Das erlösende Kind. Da ste
hen wir, wir hoffnungslos aufgeputzten Kinder, vor der
Frau, der Ohnegleichen, der Mutter und Jungfrau. Wir
fallen auf die Knie und sehen an. Nur ansehen, das Mär
chen, das die Wahrheit ist. Oh, unsere liebe Frau.
Sie sieht uns auch an. Uns ungereimte Kinder sieht sie
an, genau wie alle andern. Mit dem ewig gleichen, über
irdischen, freundlichen Lächeln. Wir sind die Kinder, die
keinen gereimten Glückwunsch sagen können. Hier ist die
einzig lächelnde Nachsicht die Güte der Frau. Es kann