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gewartet. Küßte mir beide Hände. Als liefe mir eine
Schnecke über die Haut.
Der Kellner mag meinen Unwillen bemerkt haben. Er
stand hinter dem Stuhl des Kavaliers, sah mich einen
Augenblick lang drohend an. Schon flammte es in mir
auf, aber ich besann mich.
Er schob mir einen Klubsessel hin, machte eine tiefe
Verneigung, die für eine Königin hätte verwandt werden
können.
Da lachte ich hellauf, lachte, lachte. Ich hätte immer
lachen mögen.
„Sie scheinen ja gut aufgeräumt zu sein," zwinkerte
der andere.
„Noch nicht vollkommen." Ich sah den Kellner an, der
devot an der Portiere wartete.
Ich lachte wieder. Der Herr glaubte, daß ich über den
Kellner lache. Da war ich plötzlich traurig und begann zu
zittern.
Mein Kavalier war bestürzt. „Können Sie der Dame
nicht ihren Mantel oder einen Schal bringen?"
Ich wehrte ab, ich sei nicht kalt.
„Nun, desto besser. Herr Ober, stellen Sie Sekt kalt.
Bringen Sie Krachmandeln, Früchte, bringen Sie, was
Sie haben."
Er verbeugte sich und verschwand. Ich atmete auf.
Im Sofa zurückgelehnt, unterhielten die beiden Kol
leginnen sich zart und verliebt mit ihren Herren. Ein
Schauer überflog mich.