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dir der Gedanke: in diesem Augenblicke weint ein Mensch.
Wie kann ich da weitersingen?
Dir braucht nur einmal ein Gedanke zu kommen, und
dieser Gedanke genügt, um die Form deines Daseins zu
sprengen.
Ich kann nicht plötzlich stecken geblieben sein. Werde
wohl immer gezögert haben. Die Widersinnigkeit hat ihr
Ende erreicht.
Im Traume erlasie ich das Gesetz, daß in meiner Welt
graue Fahnen wallen. Zum Zeichen, daß Leid geehrt wird.
Die Musik ist verstummt. Es ist still. Ich höre nur das
Weinen, das durch die Welt geht. Und will weinen mit
den Weinenden.
Mir ist, als habe ich die Kraft des Denkens verloren.
Oder sollte ich sie nie besessen haben? Ich beginne das
Denken zu bedenken und gar bald ist mein Sinnen und
Träumen von einer tiefen Trauer verschleiert.
Keinen Gedanken kann ich verfolgen. Mir war, als
seien meine bösen Ausschweifungen ein zwar nicht üblicher,
aber doch kürzerer Weg zu Gott.
O mein Gott, nimm dich doch meiner Unsicherheit an,
die nur weiß, daß sie in die Erde gelegt wird. Verzeihe die
Anmaßung meiner Sehnsucht, die mich zu dir sprechen
läßt. Wenn ich wieder Erde werden soll, laß mich die Erde
werden, die die zarten Wurzeln einer kleinen, deiner Herr
lichkeit zublühenden Blume liebend umfängt.
Ich weiß nichts, also kann ich wohl in Wahrheit nichts