46
weiter in mir. Ich bin von Zeit umstellt . . . Heut früh
war ich so ergriffen, daß ich ins Cafe gegangen bin, als
könne ich der Zeit entfliehen. Aber sie ist mir gefolgt.
Dort habe ich ein Butterbrot bekommen und eine Taffe
Kaffee dazu. Natürlich für Geld. Geld ...
Ich möchte gerne wiffen, ob das Geld das einzige sicht
bare Zeichen meiner Verwahrlosung ist. Das Geld in
meiner Tasche erschien mir sehr fragwürdig. Es kommt
mir immer verdächtiger vor. Das Geld ist Blamage, das
aufdringliche Zeichen der Schande. Ich putze mein Geld
mit meinem Taschentuch, bevor ich es in harmlosere Hän
de gebe; damit es wenigstens äußerlich sauber ist. Das
Geld ist immer falsch, aber doch eine wirksame, vorzüg
liche Täuschung. Es gibt ja gar kein echtes Geld, sage ich
mir. Es wäre ein Zufall, wenn es damit einmal stimmen
sollte. Was man eintauscht, ist doch etwas ganz anderes.
Ich kann aber doch nicht allein so subjektiv schätzen.
Ich habe ein Butterbrot bekommen und eine Tasse
Kaffee, und dafür lege ich mein irrsinniges Zehnmarkstück
auf den Marmortisch.
Für dieses Zehnmarkstück wurde ich selbst auf den
Tisch gelegt, es wurde mit mir bezahlt. Darum lege ich
heute ein schillerndes Goldstück auf den Tisch. Und das
soll ich sein? Wie kann man mich nur mit einem Goldstück
vergleichen? Mich? Ich hab' doch etwas Flirrendes in
mir.
Der Kellner ahnt nichts. Weiß nicht, woher das Geld
stammt, ahnt nicht, daß ich selbst das Zehnmarkstück be-