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mir wohl achtzig begegnet. Ach, es werden ja noch viel
mehr sein. Und in den andern Städten, die noch viel größer
sind, da gehen ja auch Mädchen. Nicht nur Mädchen. Es
gehen ja so viele Menschen in der Welt, die irgend etwas
hingeben für Geld. Es gibt ja doch noch anderes Heilig
tum, das für Geld preisgegeben wird. Oh, das bewußte
Handeln wider die wahrhaftige Ueberzeugung, — wenn
man den Glauben in sich trägt, mit dem Munde aber den
Unglauben bekennt und ihn verkauft. Der Kaufmann,
der mir die Schwindeltasche verkauft hat, wußte doch, daß
sie keine fünf Mark wert ist. Log er nicht wider sein bes
seres Wißen, log er nicht den Betrug in seine und meine
Seele hinein, nur für Geld, vielleicht nur für ein Pfund
Butter? Bin ich denn nicht der Anlaß, die Schuld, daß
er lügen muß? Wenn nicht ich es bin, ist es ein anderer.
Nein, nicht zu meinem Troste fällt mir die Umgebung
ein. Die Umgebung ist, die ganze Welt, das Relief meiner *
Schuld. Innerhalb dieses Rahmens vergrößert sich nur
das Bild meiner selbst.
Wo etwas angeht, das geht mich an. Es gehen so viele
Mädchen. Warum soll ich es denn nicht sein? Nein, ge
rade ich sollte es sein. In diesem Glauben muß ich mich
wiederfinden. Gehe ich jetzt auf der Straße, weil Mädchen
auf der Straße gehen? Meine Sehnsucht geht dahin: weil
ich auf der Straße bin, gehen die andern auf der Straße.
Ich bin so sehnsüchtig geworden. Das muß schon lange
in mir gesteckt haben. Ich glaube, wenn ich ganz und gar
nicht mehr auf der Straße gehen werde, wird niemand
mehr gehen wollen. So allmächtig will ich sein.