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„Neumarkt 12, schön möbliertes Zimmer auf der Son
nenseite, mit Frühstück, nur an seriöse Reflektanten".
Zu denen gehöre ich, und gehe auch sofort hin, miete
das Zimmer, schlafe mich aus, wasche mich, laste der Wir
tin eine kurz gehaltene, aber leicht faßliche Lebensbeschrei
bung zurück, und verschwinde, um nicht wieder zu kom
men.
Auf zwei bis drei Parknächte, dachte ich, könne eine
sogenannte Bettnacht kommen. Aber mir fehlen kühle
Stirn und Glück, ein Zimmer zu bekommen.
Als ich das letztemal in einem Hotelzimmer war, hatte
ich am Morgen die Versuchung, mir das Bettlaken um
die Hüften zu wickeln, und es zu veräußern. Dieser viel
leicht gesunden Regung bin ich indessen nicht gefolgt.
Denn erstens war vorstchtig „Hotel Löwe" ins Bett
tuch höchst dauerhaft eingestickt. Zweitens — es ist viel
leicht eine kleine Eitelkeit — scheint mir: das siebente
Gebot ist das einzige,.das ich noch nicht überschritten habe.
Mein blaues Jackett habe ich in einer Altwarenhand
lung für zwei Mark fünfzig verkauft. Der Trödler fragte
mich, ob es mein Eigentum sei, und ich hab' in ein schmie
riges Buch mit Namensunterschrift eintragen müssen,
daß das Jackett mir rechtmäßig gehört und ich zum Ver
kauf berechtigt bin.
Nicht einmal diesen elenden Fetzen hat man mir zuge
traut. Ich habe mir dann, eigentlich um zu renommieren,