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Leben war wie ein schwebendes Gedicht, das nur schön
war.
Diese Schönheit leuchtete aus der Unschuld Kinder
augen. Es war, als seien die Kinder selbst der Ausdruck
der Güte, der Leben geworden war. Und ich habe mich so
sehr entzückt über diese Begegnung mit den Kindern, weil
ich doch sonst keinen Verkehr habe.
Nun möchte ich gern, daß die Kinder mich einmal wie
der besuchen möchten, denn der Traum ist mein eigentli
ches Leben.
Könnte ich doch immer auf das Irrtümliche, das Glück
verzichten um der einen Sache willen, die meinen Augen
eigen ist: das sehen, was ist. Könnte ich doch, der Wahr
heit zuliebe, aus den Taumel verzichten.
Die Täuschung ist verführerisch. Die Helligkeit der
Oberfläche lockt. Hinter dieser verfänglichen Buntheit,
in der sich die Welt mir darbietet, ahne ich die Verzweif
lung. Und mein Instinkt, glaube ich, sagt mir, daß diese
Verzweiflung das eigentlich Wahre und Wirkliche ist.
Diese Ahnung gibt einen bitteren Beigeschmack, durch
den jede Freude getrübt wird. Man müßte schon ein sehr
gedankenloser Mensch sein, um sich ausschließlich freuen
zu können.
Wenn ich durch die Straßen gehe und die grellen Va
rieteplakate mich locken, mir gut gefallen, sagt eine Stim
me mir, daß ich in diesem Augenblicke nicht ganz bei Be
sinnung bin. Eine andere Stimme sagt mir dagegen: