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eine nach der andern beim Aermel, „ihr sollt mich
kennen lernen!“
Da ging auch Fräulein Theres wieder hinaus, Stum
pen rauchend, und schloss die Türe hinter sich.
Und Schritte Hessen sich vernehmen auf der Treppe
und Raffaela kam, die Tänzerin, Tochter von Donna
Maria Josefa, mit ihrem Kind, der kleinen Lotte, die
bamsig und fett an der Hand ihrer Mutter wackelte.
„Duden Morgen!“ dehnte Raffaela bamsig und fett
im Ton ihres Kindes, „sag* schön ,Duden Morgen !',
Lotte!“ ... ,„wir haben unsern Sirm stehen lassen
neulich, und wollen ihn wieder holen “
„Dida holen,“ echote die kleine Lotte.
„Dieder 'holen,“ wiederholte Raffaela phlegmatisch.
„Ach, Raffaela!“ klagte Jenny, „ich bin ganz un
glücklich! Gut, dass du kommst. Setz’ dich, trink’ ’ne
Tasse Kaffee!“
„Tasse Taffee!“ wiederholte Lotte.
„Denk’ dir,“ fuhr Jenny fort, „diese Menscher!
Sie stellen mir das ganze Haus auf den Kopf! Heut’
abend haben wir doch die ,Indianer'. Und zu Haus
geht alles drunter und drüber. Locken brennen sie
sich am hellen Vormittag. Der einen hab’ ich Ohrfeigen
gegeben. Die heult draussen. Die andere hab’ ich ein
gesperrt. Hinter meinem Mann sind sie her. Seit
diese ,Indianer' ins Haus kamen, hab’ ich keine ruhige
Minute mehr. Er ist der Häuptling Feuerschein, ver
stehst du, und sie sind seine ,Mägdelein', sein Harem.
Er hat sie in der Kur, alle drei, und sie trumpfen auf.
Sie lassen sich nichts mehr bieten von mir. Sie werden
frech. Was mach’ ich nur?“