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Artist!“ Und Flametti bestätigte das, indem er Mon
teur* auf Engels Papier durchstrich und ,Artist* drü
berschrieb.
Zwei Parteien bildeten sich. Die Partei der Zirkus
artisten mit Jenny. Die ,Bruch*- und Apachenpartei
mit Flametti.
Flametti waren die Zirkusdamen zuwider. Sie hän
selten ihn. Er fand sie verdorben, aufdringlich, utriert.
Sein Herz war bei der andern Partei, den Gestrandeten,
den Gelegenheitskönnem, den Kindern Gottes. Auch
Meyer und Fräulein Laura waren nur herverschlagen
ins Variete. Und doch — alle Hochachtung!
Aeusserlich aber tat sich die Rivalität in folgendem
kund: Die Zirkusleute brachten das Geld. Die Bruch
leute hatten — Iden Ofen.
Die Zirkusleute lagen den ganzen Tag in Flamettis
geheizter Stube herum oder im Wirtslokal, wo das
Glasdach tropfte, die Ratten liefen, die Windeln rochen.
Sie schürten und hetzten. Sie glaubten, wider Ver
dienst schlecht weggekommen zu sein.
Die Bruchleute schlossen sich täglich enger zusam
men im Zimmer des Pianisten, wo zwar die ungefegte
Brikettasche Mumien aus ihnen machte, wo aber der
Ofen glühte. Fräulein Laur,a wusch der Männertgemein-
samen Kragen, Bobbys Eidechsenkostüm hing glitzernd
über der Wäscheleine. Man sass auf Herrn Meyers
entgleistem Rohrplattenkoffer und sang Schnadahüpfl
zur Laute. Man richtete Engel ein Bett her am Ofen,
damit er geborgen war, wenn die Malaria ihn überfiel.
Und Engel erzählte mit traurig schluckender Stimme
von Gudrun, der Baronesse, die ihn geliebt, als er