Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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schrieb er die Sätze druckfertig ab, die sich aus dieses 
Meyer strotzender Feder wölbten. 
Jenny und Rosa, ein Stockwerk tiefer, schneiderten 
orangefarbene Matrosenkostüme für ein neues En 
semble, die ,Commis voyageusen*. 
Herr Leporello, Parterre, hatte vertrackte politi 
sche Disputationen mit einem vierzigjährigen zeloti- 
schen Schriftsetzer, der selbstverfasste revolutionäre 
Verse voller ästhetischen Klangs jeden Nachmittag, 
eh’ er zur Arbeit ging, eine Viertelstunde lang, ziel 
bewusst rezitierte. 
Weniger friedlich beschäftigten sich die Damen Raf 
faela und Lydia. ; 
Solange noch Aussicht war auf Einladungen und 
Unterhaltung, auf Kavaliere und Konditorei, ging es 
an. Solange waren sie guter Laune und üppig. 
Da ihnen Haushalt und Belletristik nicht lagen, 
gaben sie selbdritt der kleinen Lotte französischen Un 
terricht. 
„Lottely, sag’: ,Bon joür*!“ kreischte Raffaela. 
„Lottely, sag’ ,Rabenmutter*!“ ärgerte sich Lydia 
und gab Raffaela einen Stoss. 
„Lottely, sag’ ,Voulez-vous coucher avec moi?U“ 
stichelte Raffaela und schoss den Vogel ab. 
„Gib das Kind her! Halt’ doch deinen Mund!“, 
entrüstete sich Lydia. „Ich würde mich schämen! Was 
die dem Kind beibringt, diesem unschuldigen Seel 
chen! Gib das Kind her, du Fetzen!“ 
Und sie zerrten das schreiende Lottely hin und 
her, dass Lottely selbst nicht mehr wusste, wer da 
die Mutter war.
	        
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