Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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gelungen war, sie zu gewinnen, so konnte die Sache 
gefährlich werden. Der stärkste Trumpf musste her 
an. Nichts durfte unversucht bleiben, die neue Truppe 
zu verhindern. Der offne Verrat an Flametti musste 
die letzten Freunde noch gegen ihn bringen, alle Aus- 
senstehenden überzeugen. Das war gleichbedeutend 
mit dem Ruin. 
„Wissen Sie, Laura,“ begann Jenny von neuem, 
„— bleiben Sie doch noch ’nen Moment! — wissen 
Sie: schliesslich ist’s ja egal, ob wir den Prozess ge 
winnen oder verlieren. Da bleiben noch allerhand 
Möglichkeiten. Wir brauchten uns nur zum Beispiel 
Pässe zu verschaffen nach Deutschland und die In 
dianer* für grosses Variete zu bearbeiten. Es ist ja 
borniert von uns, hier zu sitzen mit einem solchen 
Schlager! Deutschland wär’ wie geschaffen dafür! 
Säcke voll Geld könnten wir machen. Aber das will 
mein Mann nicht. Im schlimmsten Fall und wenn alle 
Stricke reissen, wird er ein paar Tage eingesperrt. 
Aber dann sollen Sie mich mal kennen lernen !** Und sie 
tippte so erregt mit dem Zeigefinger auf den Tisch, 
dass die Tassen wackelten. „Dann sollen Sie mal 
sehen, wer ich bin!** 
Laura stand unwillkürlich auf und zog sich, vor 
ihrem Stuhle stehend, ein wenig zurück gegen den 
Spiegelschrank. 
„Soll das eine Drohung sein?** fragte sie nervös, 
und ihre unterstrichenen Wimpern flogen. 
„Sie brauchen gar nicht so vornehm zu tun!** 
rief Jenny, mit einer Handbewegung, die die Zweideu 
tigkeit der Soubrette sehr unzweideutig beschrieb. 
„Ich weiss Bescheid. Ich verstehe, was man mir gackst.
	        
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