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wusste sie sich zu benehmen, dass Meyer kaum wagte,
sie anzusehen. 1
„Geh’, Max, lass doch das Gesindel!“ sagte sie
mehr als halblaut, als Herr Meyer in den ,Indianern*
danebengriff, und Flametti auf der Bühne einen cho
lerischen Anfall bekam vor Indignation.
„Lass sie doch gehen! Sie haben’s ja nicht mehr
nötig!** ' ; 1
Und als die Soubrette mit doppeltem Eifer nach
der Kassiermuschel griff, um sich ins Publikum zu
stürzen:
„Nein, lassen Sie nur! Ist nicht nötig. Rosa be
sorgte schon.**
Und auch Rosa hob ihre Nase von Stunde an
höher und Bobby überkam ein solcher Aerger darob,
dass er sie am liebsten geohrfeigt hätte.
Der Zustand wurde unerträglich. Und es war deshalb
eine Erlösung für beide Teile, als Fräulein Laura an
einem der nächsten Abende gelegentlich der ,Commis
voyageusen* auf dem kleinen viereckigen Podium der
,Drachenburg* aus'glitt und mit dem Steissbein so un
glücklich atuf eine Stuhlkante aufstiess, dass man sie,
stöhnend und ächzend, in die Garderobe und von dort
mit einer heftigen Prellung nach Hause bringen musste.
Eine alte Sympathie regte sich in Flametti und
er war wirklich besorgt.
„Ach, Max,** hetzte Jenny, „gib’s doch auf! Sie
simuliert ja nur! Merkst du denn nichts?**
Jetzt war Laura entschlossen, keinen Schritt mehr
in die Vorstellung zu gehen. Kontrakt hin, Kontrakt
her!