Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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„Mach’ mal ’n bisschen Platz!“ rief sie der Tochter 
zu, um deren Fuss sich unter dem Tisch der Damen 
imitator lebhaft und dringend bewarb. 
Frau Häsli gelang es, durch Aufwärtsschieben der 
Ellbogen ihrem Brustkorb etwas mehr Luft zu ver 
schaffen. 
Toni, die Tochter aber, kam sich ganz persönlich 
verletzt und gepiesackt vor. 
Was konnte sie dafür, dass dieser verfettete Damen 
imitator so aufdringlich war! Sie hatte ihm ihren Fuss 
überlassen, weil sie sich doch vergewissern musste, 
ob er auch wirklich angelte. In diesem Moment war 
ihr das hässliche „Mach’ mal ’n bisschen Platz!“ ans 
Ohr gedrungen. Ueberhaupt: mit dem Damenimitator 
hatte sie nichts, wenn er auch Lackschuhe trug und 
einen gebügelten, kaffeebraunen Anzug. Wer weiss, 
ob er überhaupt bei einer Jungfrau schlafen konnte. 
Es war eine bekannte Sache, dass es Damenimitatoren 
an so manchem fehlte, was eine Toni Häsli reizen 
konnte. 
Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und sagte 
ziemlich schnippisch: „Ich kann ja auch in der Küche 
essen, wenn hier zu wenig Platz ist!“ 
Die Mutter hatte sich aber bereits zurechtgefunden, 
das Rotauge, auf das sie es abgesehen hatte, auf- 
gespiesst und auf den Teller herüberbefördert. Mit 
einem hörbaren Plumps Hess sie sich auf den Stuhl 
zurückfallen und sagte verwundert: 
„Was willst du denn? Was passt dir denn nicht? 
Kannst du dich nicht ein bisschen schicken? Wenn 
der Platz knapp ist? Sei froh, dass du so gutes Essen 
bekommst. Schau mal diese Forelle an —“ dabei
	        
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