Volltext: Flametti oder vom Dandysmus der Armen

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Spitze zu bieten. Und das war gut, denn um ein Haar 
wäre durch Rotters provozierendes Benehmen noch 
auf der Hauptprobe alles gescheitert. 
Haltlos ironisch, wie es seiner Gemütsart entsprach, 
kam Herr Rotter am Tage der Hauptprobe an in Lack 
stiefeletten und Streifenhosen, den Koks keck auf den 
Kopfwirbel geschoben: Dandy, Geniesser und Zyniker. 
„Nu man los!“ rief er, indem er sich vorn an die 
Bühne placierte, Arme und Beine verschränkt, an den 
Wirtstisch gelehnt. 
„Hoch mit die Röcke!“ rief er dem vorhangbedie 
nenden Engel zu. 
„Wa?“ schnodderte er die Kellnerin an, die ihn 
nach seinen Belieben fragte. 
Flametti verstand nicht, wie sich ein Mensch seinem 
eigenen Geistesprodukt gegenüber so heillos frivol be 
nehmen könne. Ihn schauderte. Doch er versuchte, 
gute Miene zum bösen Spiel zu machen und schwieg. 
Als aber der Auftritt kam: 
,Die Letzten von dem Stamm der Delawaren* 
— die selbstverfasste Häuptlingsouvertüre unterdrückte 
Flametti in einer Anwandlung von Unsicherheit —, 
als 1 also der Auftritt kam und Herr Rotter in ein pru 
stendes Gelächter ausbrach, und als infolge der höch- 
lichen Laune des Herrn Autors auch die fellgegürteten 
Weiber auf der Bühne anfingen, die Sache lustig zu 
finden, da riss Flametti die Geduld. 
Auf den Hacken drehte er sich vor Wut wie ein 
kirrender Hahn. Die Lanze stiess er auf den Boden, 
dass das Bauernhaus rechts und die Renaissanceland 
schaft im Hintergrund ins Wackeln gerieten. Hoch 
rot wurde er im Gesicht wie ein Puter. Und er schrie
	        
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